Kleider machen Leute. Kleidung hat einen großen Einfluss darauf, wie wir uns selbst im Spiegel sehen und wie wir von anderen Leuten gesehen werden, wie wir uns im Körper fühlen, welche Rollen und welche Haltungen wir einnehmen.
Meist beziehen sich Feng-Shui-Analysen nur auf die Räumlichkeiten. Über Body-Feng-Shui und die Auswirkung der Kleidung auf unser Wohlbefinden wird selten geschrieben, obwohl uns die Kleidung viel näher steht als der Raum. Kleidung ist unsere zweite Haut, die Innenräume sind unsere dritte Haut. Jeder muss sich einkleiden, um dieses Thema kommt keiner herum. Kleider sind eine wichtige Quelle des Wohlbefindens, wenn sie richtig gewählt werden. Sie unterstützen das Gewebe und sorgen nicht nur für Temperaturausgleich und Schutz vor Verletzungen, sondern auch für ein bestimmtes Körpergefühl. Es lohnt sich also, sich Gedanken machen bei der Auswahl der Textilien.
Bewusstes Styling
Kleidungsstücke sollten nicht achtlos eingekauft werden wie Wegwerf-Artikel, denn der massenhafte Konsum von minderwertiger Qualität schadet nicht nur den Billiglohn-Herstellern, sondern auch dem Planeten. Mit Kleidung kann man nach außen hin zeigen, ob man sich gesellschaftlichen Diktaten unterwirft oder nicht. Wer jeden Mode-Blödsinn mitmacht, ist leichter manipulierbar als jemand, der alle Kleidungsstücke selber entwirft und schneidert. Wenn alle die gleichen, langweiligen Klamotten vom Diskonter tragen, wird auf Identität verzichtet. Die Kleidung ist Ausdruck des persönlichen Geschmacks, der Kulturverständnisses und der Gruppen-Zugehörigkeit. Das Styling, für das man sich entscheidet, ist extrem wichtig, um bei den Mitmenschen vorteilhaft anzukommen. Man möchte sich selbst und anderen gefallen. Der erste Eindruck ist oft entscheidend, vor allem im flüchtig-anonymen Großstadt-Dschungel. Das Sich-Kleiden ist mehr als eine tägliche Notwendigkeit, sondern ein schöpferischer Akt. Wir müssen uns ständig entscheiden, wie wir auftreten und wirken möchten. Je nachdem, welche Körper-Regionen wir betonen, können wir mehr unsere mentalen Fähigkeiten, unsere Herz-Qualitäten, unsere Kreativität, unsere Sportlichkeit oder unseren Sex-Appeal in den Vordergrund stellen.
Mode-Erscheinungen
High-Fashion-Modeschöpfer verstehen ihre Designer-Stücke als Kunstwerke, die mehr oder weniger tragbar sind. Die Funktion wird der Form untergeordnet. Gegen künstlerische Schöpfungen ist nichts einzuwenden, weil sie den Erfahrungshorizont erweitern. Außergewöhnliche Kleidung zu probieren, kann ein inspirierendes Erlebnis sein. Man sollte durchaus öfter was Neues wagen, was man noch nie getragen hat, um sich mal von einer ganz anderen Seite zu sehen. Im Alltag jedoch sind Experimente selten gefragt, sondern Kleidungsstücke, mit denen man sich identifizieren kann. Man kann Kleidung wählen, die den eigenen Typ unterstreicht oder die einen starken Kontrast dazu bildet. Wer auf Harmonie bedacht ist, versucht nicht zu provozieren, sondern einen Stil zu wählen, der ausgleichend wirkt. Wenn zarte Frauen sehr derbe Sachen tragen und harte Männer sich in feine, fließende Gewänder hüllen, wird das von der Gesellschaft nicht unbedingt akzeptiert. Das komplette Aufweichen der Geschlechterrollen gilt immer noch als Tabu, obwohl der androgyne Typ eigentlich ein idealer Typ ist im Spannungsfeld zwischen Yin und Yang.
Sex-Appeal versus Sachlichkeit
Die Rollenverteilung ist immer noch sehr rigide. Frauen „müssen“ ihre erotischen Vorzüge hervorheben, denn sie werden vor allem als sexuelle Wesen wahrgenommen. Sie gelten als ungepflegt oder nicht gut genug, so wie sie von Natur aus sind, sondern sollen sich „herrichten“. Vor allem Frauen und Männer mit androgynen Zügen werden diskriminiert und als unattraktiv hingestellt. Frauen soll immer irgendwie sexy sein, auch unter fremden Menschen und im öffentlichen Raum. Männer hingegen dürfen nicht zu sexy sein und machen sich lächerlich, wenn sie zu aufreizend wirken. Bei Frauen wird es gern gesehen, wenn sie kindische Attribute tragen und sich Klimbim umhängen. Die Männer-Kollektionen sind nicht nur viel kleiner, sondern auch viel beschränkter, weniger vielfältig und weniger farbenfroh. Viele Zwänge aus der Vergangenheit leben munter weiter: Trachten, Korsett-BHs, spitze Schuhe, Anzüge und Kostüme finden immer noch Abnehmer/innen. Die saisonale Mainstream-Mode dient selten den Interessen ihrer Träger/innen, sondern ist nur eine kurzfristige Erscheinung im Dienste des Wirtschaftssystems, das sofort zusammenbrechen würde, wenn wir nicht fleißig alles wegwerfen würden, was wir produzieren.
Optische Wirkung
Die meisten Menschen haben verschiedene Kleider für verschiedene Anlässe in ihrem Kleiderschrank: Steife und unbequeme für Feierlichkeiten, Jogginghosen für das Sofa und den Sport, robuste Westen und Parkas für die Gartenarbeit, Freizügig-Legeres für den Strand und Hochgeschlossenes für das Büro. Günstiger ist es, sich so auszustatten, dass man sich nicht häufig umziehen muss, sondern auch mit bequemer Kleidung respektabel aussieht. Die Kleidung beeinflusst auch unser Distanzverhalten. Zu Menschen, die einem nicht vertraut sind, gilt eine Armlänge Abstand als angemessen. Körperliche Berührungen (außer einem Händedruck zur Begrüßung) nicht nicht erwünscht. Frauen, die halb nackt oder extrem körperbetont auf die Straße gehen, müssen damit rechnen, dass Männer sie nicht nur taxieren und sich voyeuristisch vergnügen, sondern auch körperlich versuchen, ihnen näher zu kommen. Aber auch Männer können in einer Weise gekleidet sein, dass man geneigt ist, sie nicht zu respektieren, sondern wie Untergebene oder Kinder zu behandeln.
Was möchte man bei den Mitmenschen erreichen? Aufmerksamkeit (durch Signalfarben und Extravaganz), Respekt (durch eine beeindruckende oder gar einschüchternde Montur), Heiterkeit (bunt und lustig wie ein Clown), Kompetenz ausstrahlen (durch anerkannte Statussymbole und Dienstabzeichen), dominant wirken (mit breiten Schultern und hohen Absätzen) oder unauffällig bleiben wie eine Kirchenmaus (durch Verhüllen in farblose Kapuzen-Jacken)? Was möchte man für sich selbst erreichen? Schutz, Geborgenheit, Bewegungsfreiheit, Bequemlichkeit, Wärme, angenehme haptische Qualitäten, Zufriedenheit mit der Figur und Freude am eigenen Aussehen?
Farben
Schöne Farben sind sehr selten geworden. Grelle oder traurige Farben überwiegen, wenn man quer durch die Geschäfte schaut. Am besten wären Naturfarben, aber natürlich gefärbte Textilien bekommt man nur noch in Bioläden. Die Farben wirken auf unser Energiefeld auch dann ein, wenn man sie nicht sieht, weil sie unter der Oberbekleidung getragen werden, entweder als Unterwäsche oder im Lagen-Look. Im Winter sind warme Farben sinnvoll, im Sommer kühle. Man sollte nicht jene Farben wählen, die am besten gefallen, sondern jene, die am besten zur Haut- und Haarfarbe passen. Bei Blonden sind das meist dunkle und frische Töne, bei dunkelhaarigen hellere und mattere Farben. Die Bedeutung der Farben in einer kurzen Übersicht:
Weiß: Klarheit und Reinheit.
Gelb-Töne: Konzentration und Kommunikation.
Orange: Lebensfreude und Selbstwertgefühl.
Rot-Töne: Vitalität und Aktivität.
Rosa: Liebe und Empfindsamkeit.
Violett: Spiritualität und Inspiration.
Grüntöne: Wachstum und Zufriedenheit.
Hellblau: Leichtigkeit und Freiheit.
Dunkelblau: Gelassenheit und Zuverlässigkeit.
Grautöne: Sachlichkeit und Zurückhaltung.
Erdtöne: Naturverbundenheit und Gemütlichkeit.
Anthrazit und Schwarz: Elegant und Tiefgründig.
Materialien
Die Materialien sollten möglichst naturbelassen und schadstoffarm sein. Auch Naturtextilien können Schadstoffe abgeben, weil sie oft eine chemische Ausrüstung haben, die nicht deklariert ist. Daher am besten Bioqualität wählen. Wenn keine Naturfasern zur Auswahl stehen, sind Mischfasern die zweite Wahl. Label für schadstoffgeprüfte Textilien verleihen eine gewisse Sicherheit, dass die Stoffe nicht ganz übel sind. Die Schadstoffe können über die Haut in den Körper eindringen. Neue Textilien schwingen höher als abgetragene, denn Stoffe neigen dazu, sich mit verbrauchtem Chi vollzusaugen. Kunstfasern sind künstliche Produkte und enthalten Chemikalien, die oft übel riechen. Sie können nicht dazu dienen, den menschlichen Körper mit positiven Energien aufzuladen. Denn der Mensch braucht natürliche Bio-Informationen, um gesund zu bleiben. Daher sollte man reine Kunstfasern nie auf der direkten Haut tragen sondern allenfalls als Oberbekleidung, wenn dies aus funktionellen Gründen sinnvoll erscheint, z.B. als Windschutz oder Nässe-Schutz. Die Materialien müssen außerdem zur Jahreszeit passen. Dies zu erwähnen, ist eigentlich lächerlich, aber leider notwendig. Turnschuhe oder Nylon-Strümpfe im Winter, Stiefel und warme Sakkos im Sommer sind keine Seltenheit, im Gegenteil. Wer trägt heute noch lange Unterhosen und gefütterte Winterschuhe? Diesen Stress durch Hitze oder Kälte kann man sich ersparen.
Energetische Wirkung
Kleidung kann die Aura stärker, aber auch schwächen. Sie beeinflusst unsere Körperhaltung und Beweglichkeit. Da wir nicht jeden Tag die gleichen Bedürfnisse haben, sollten wir sie immer bewusst auswählen, der Tagesverfassung und dem Anlass entsprechend. Manche Stücke unterstützen die Wirbelsäule und zwingen zu einer aufrechten Körperhaltung, zum Beispiel Anzüge und Röcke. Kragen, Halstücher, Schals und hochgeschlossene Pullover bieten Schutz für das Hals-Chakra. Hauben, Kapuzen und Hüte schützen das Scheitelchakra. Bei Jeans mit offenen Knien, tiefenDekolletés, bauch- und nierenfreien Oberteilen bleiben wichtige Energiezentren ungeschützt. Auch das Einschnüren von Energiezentren ist schädlich, z.B. durch enge oder drückende BHs, String-Unterhosen und enge Taillen-Gürtel. Krawatten, Halstücher und Schals, Schmuck, Gürtel, eng geschnittene Sakkos, Röcke, Blusen, Hemden und enge Hosen können die Bewegungsfreiheit massiv einschränken und zu unfreiwilliger Steifigkeit führen. Lange Röcke, Schlaghosen, Blockabsätze, und Highheals machen unsicher, denn sie enthalten Stolperfallen. Ideal sind Schnitte, die den Körper locker umspielen, nicht einengen, aber auch nicht zu weit sind. Alles, womit man auch turnen kann, fördert den freien Chifluss im Körper. Die Stoffe sollten entsprechend elastisch sein.
Bei den Mustern und Symbolen ist zu beachten, dass sie aufbauend und nicht destruktiv wirken sollten. Risse, Flecken, unruhige Muster, vorstehende Dornen und Nägel, Metallteile, schweres Leder, Ziernieten und aggressive Motive sorgen für unnötigen Psycho-Stress. Auch die Proportionen sollten stimmig sein. Mit Kleidung kann man den Körper geschickt modellieren und so genannte Problemstellen ausgleichen. Da die Kleider die Schwingung ihrer Träger/innen aufnehmen und diese auch nach dem Waschen beibehalten, ist Secondhand-Ware eher problematisch. Irgendwann sind die Stücke einfach ausgelaugt, auch wenn die keine Löcher haben. Sie gehören dann in den Abfalleimer und nicht zur Altkleidersammlung.
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Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,
Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui
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