Ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln macht glücklich

Riesige Mengen Lebensmittel werden Tag für Tag weggeworfen: Vor allem in den reichen Ländern wandern jährlich viele Millionen Tonnen Essbares in den Müll. Es sind so große Mengen, dass findige Menschen dafür bereits eine profitable Einsatzmöglichkeit gefunden haben. So gibt es inzwischen Biogasanlagen, die hauptsächlich mit Nahrungsmitteln gespeist werden.

Biogasanlage zur Verwertung organischer "Abfälle"
Biogasanlage zur Verwertung organischer „Abfälle“ (Foto: U.S. Embassy Kyiv Ukraine)

Nun ist es bestimmt besser, aus den nicht gebrauchten Lebensmitteln wenigstens noch Energie zu gewinnen als sie einfach in die Müllverbrennungsanlage zu geben. Diese Art der Nutzung sollte aber schon allein angesichts der gigantischen Mengen, die auf diese Weise verarbeitet werden, zum Nachdenken anregen. Es sind ja keineswegs nur vergammelte Essensreste, die zu einem Brei verrührt und dann zum Gären in die Biogasanlage gekippt werden.

Auspacken für die Biogasanlage

Vieles befindet sich noch in der Originalverpackung, wenn es statt ins Verkaufsregal zur Biogasanlage kommt. So gibt es inzwischen sogar eigens entwickelte Entpackmaschinen. Diese packen all die zuvor hübsch und ansehnlich verpackten Lebensmittel, die aus verschiedenen Gründen nicht über die Theke gingen, feinsäuberlich wieder aus. Denn als „Futter“ für die Biogasanlage eignet sich nur das organische Material ohne Plastik, Glas oder Metall.

Der Umgang mit Lebensmitteln in der Überflussgesellschaft spielt in gewisser Weise auch in einem Buch von Bernadette Wörndl eine Rolle. Ihr schön gestaltetes Rezeptbuch beschreibt allerdings das Gegenteil des Überflüssigen: „Von der Schale bis zum Kern“ findet für alle Bestandteile von Obst und Gemüse eine köstliche Möglichkeit der Verwendung. Es sind originelle, aber auch ganz naheliegende Rezepte, die so wunderbar präsentiert werden, dass kein Gedanken an eine Resteverwertung aufkommt. Im Eis von Aprikosenkernen oder dem köstlichen Pesto aus (geleerten) Erbsenschoten steckt vielmehr kulinarische Raffinesse, und die Ofenchips aus Kartoffelschalen sind eine herrliche Knabberei.

Entfremdung von der Nahrung

Viele Menschen können nicht mehr richtig kochen. Die Regale mit Tiefkühlpizza in Supermärkten werden immer länger.
Viele Menschen können nicht mehr richtig kochen. Die Regale mit Tiefkühlpizza in Supermärkten werden immer länger (Foto: Vox Efx)

Ein Grund für den oft allzu leichtfertigen Umgang mit Lebensmitteln dürfte eine regelrechte Entfremdung vom „Original“ sein. Das Fertiggericht hat oftmals die Stelle der selbst zubereiteten Mahlzeit eingenommen. Die ursprüngliche, naheliegende und einfachste Art der Ernährung ist beinahe aus dem Alltag verschwunden. Dabei hat das Kochen mit frischem Gemüse deutliche Vorteile gegenüber dem Kauf verpackter Lebensmittel: Man weiß, was drin ist und wird in der Regel weder Geschmacksverstärker noch Konservierungsstoffe einsetzen. Zudem schmeckt es besser, ist gesünder und macht sogar Spaß.

Die Vorteile des Kochens lobt auch der Ernährungsmediziner Hans Hauner. In einem Interview stellt er aber fest, dass viele Menschen in Deutschland gar nicht mehr kochen können. Ihnen wurde als Kind zu Hause das Kochen nicht mehr vermittelt, sodass sie ihrerseits nichts an ihre Kinder weitergeben können. Hinzu kommt, dass vielen Menschen die Zeit zum Kochen fehlt. Anderen erscheint die freie Zeit zu kostbar, als dass sie sie am Herd verbringen wollten.

Köstliche Resteverwertung

So schließt sich der Kreis: Wer nicht kochen kann oder mag, greift zum fertigen Essen, das im Supermarkt, im Schnellrestaurant, in der Kantine oder am Imbissstand bereit liegt. Wird ein solch nachlässiger Umgang mit Lebensmitteln zur täglichen Routine, sollten wir uns nicht wundern, wenn haufenweise Nahrungsmittel weggeworfen werden, die aus den verschiedensten Gründen als überflüssig gelten.

Ein Stöbern in eigenen Kindheitserinnerungen kann sich in diesem Zusammenhang lohnen. Wer sich an Apfelschalentee, Brotsuppe, Eintopf und andere köstliche Arten der „Resteverwertung“ erinnert, sollte es ausprobieren: Es macht richtig glücklich, zum Kochen alles genutzt und nichts weggeworfen zu haben.

Und dann gibt es auch noch… Die Mülltaucher

 

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Über Astrid Albrecht-Sierleja 152 Artikel
Astrid Albrecht-Sierleja verfügt als langjährige Malerin und Lackiererin über ausgesprochen praxisorientiertes Wissen und kennt als Produkt-Designerin die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten im Wohn- und Arbeitsbereich. Astrid erreicht ihr unter a.albrecht@everyday-feng-shui.de

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