Wenn das Getreide eingefahren ist, werden die abgeernteten Flächen neuerdings zu riesigen, natürlichen Baustofflagern. Denn die auf den Feldern herumliegenden Strohballen könnten zum Hausbau genutzt werden. Gerade bekam Stroh eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung und kann damit direkt verputzt und als Dämmstoff mit hervorragender Wirkung eingesetzt werden.
Strohballen auf einem abgeernteten Feld: „Haufenweise“ hochwertiger Baustoff
(Foto: Leo McCourt)
Echte Stroh-Fans bauen mit dem Rohstoff sogar mehrstöckige Häuser. So beeindruckt in Verden das Norddeutsche Zentrum für nachhaltiges Bauen, das gerade fertiggestellt wurde. Dem modernen Gebäudekomplex ist von außen nicht anzusehen, dass er quasi aus Strohballen gebaut wurde. Holz und Stroh sind die wesentlichen Rohstoffe, die für das Kompetenzzentrum eingesetzt wurden. Mehrere moderne Einrichtungen der Haustechnik wie ein Eisspeicher sorgen dafür, dass das Haus schließlich mehr Energie produzieren wird als es verbraucht.
Vorbild Fachwerkhaus
So ganz neu ist die Stroh-Bauweise nicht: Schon beim Fachwerkbau vor einigen Hundert Jahren kam Stroh zum Einsatz. Allerdings füllten die Baumeister die Gefache damals mit einem Stroh-Lehm-Gemisch. Beim modernen Strohbau wird ausschließlich das trockene, gepresste Stroh in die Holzrahmen gefüllt. Ein Lehmputz kann direkt auf das Stroh gebracht werden. So entstehen Fertigbauteile, aus denen ganze Häuser konstruiert werden.
Eine Bauweise, bei der ein Lehm-Stroh-Gemisch zum Einsatz kam, ist bereits über 6.000 Jahre alt (Foto: Thomas Quine)
In anderen Ländern wird seit langer Zeit mit Strohballen gebaut, so in Australien oder in den USA. Eine solche Bauweise mit Stroh in tragender Funktion ist hierzulande bislang nur mit besonderen Genehmigungen erlaubt. Allgemein zugelassen ist Stroh in Deutschland bislang nur als Dämmstoff. Doch auch daraus ergeben sich schon gute Möglichkeiten, für das eigene Haus ein gesundes Raumklima bei hervorragender Dämmung zu gewinnen.
Gesundes Wohnen mit Stroh
Baustroh hat mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen. Zunächst einmal handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff. Dieser muss nicht eigens produziert werden, sondern fällt als Nebenprodukt beim Getreideanbau ab. Damit blockiert Stroh keine Anbauflächen für Nahrungsmittel. Dieses Problem ergibt sich beim Anbau von Rohstoffpflanzen wie etwa Mais zur Energiegewinnung.
Stroh ist in der Regel regional verfügbar, sodass lange Transportwege entfallen. Außerdem wird für die Herstellung von Baustroh nur ein Bruchteil der Energie benötigt, die für herkömmliche Dämmstoffe eingesetzt werden müssen. Das Dämmen mit Stroh schützt also auch das Klima, da weniger Kohlendioxid freigesetzt wird. Da Stroh zudem ganz besonders gut die Wärme dämmt, muss weniger geheizt werden, was wiederum den Ausstoß von Kohlendioxid senkt.
Perfektes Raumklima
Der entscheidende Vorteil beim Hausbau mit Stroh dürfte aber darin liegen, dass es sich um einen natürlichen und schadstofffreien Baustoff handelt. Baustroh bleibt nämlich unbehandelt. Zusammen mit Holz, Kalk- und Lehmputz ist somit ein Wohnen in natürlicher Umgebung möglich. Wer Lehmputz kennt, möchte dieses Material nicht mehr missen, da es hervorragend die Feuchtigkeit reguliert und ein wunderbares Raumklima schafft. Noch angenehmer ist nach Berichten derjenigen, die darin leben, das Gefühl im Strohballenhaus.
Übrigens sind nun alle erforderlichen bautechnischen Nachweise erbracht, dass der Einsatz von Baustroh weder die Gefahr von Bränden noch die von Feuchtigkeitseinbrüchen erhöht. Durch die erteilte allgemeine bauaufsichtliche Zulassung ist das jetzt also auch amtlich.
Quellen:
green.wiwo.de – Stroh offiziell als Baustoff zugelassen
www.fasba.de – Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V.
www.nznb.de – Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen
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