Wie wird Weihnachten in China gefeiert?

Erst kürzlich haben wir in einem unserer Artikel (Feng Shui Boom in der deutschen Immobilienbranche) über fernöstliche Kultureinflüsse in Deutschland und Europa berichtet. Im Zuge des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs Chinas in den vergangenen Jahren erreichen uns nicht nur  konkurrenzlos billige Computerchips und Textilprodukte, sondern wir werden auch mit asiatischen Lebensweisen, Traditionen und eben Feng Shui konfrontiert. Dieser Beitrag soll zeigen, dass diese Entwicklung keineswegs ein Einbahnstraßenprozess ist.

Weihnachten in China = shoppen und saufen
In China leben nur etwa 16 Millionen Christen. Das sind weniger als 2 Prozent der chinesischen Bevölkerung. Trotzdem gewinnt Weihnachten für alle Chinesen zunehmend an Bedeutung. Insbesondere über mediale Kanäle und persönliche Kontakte zwischen Geschäftspartnern importiert das Reich der Mitte westliche Kultur wie zum Beispiel das Weihnachtsfest mitsamt dem dazugehörigen Stimulus-Programm für die Binnenwirtschaft.

Traditionell feiern die Chinesen Neujahr als Jahresendfest im Kalender. Dabei überreicht man sich Geldgeschenke in roten Umschlägen, denn Rot ist in China die Farbe des Reichtums und des Glücks. Auch wenn der 25. Dezember in China ein ganz normaler Werktag ist, schenken sich inzwischen Angehörige der „neuen Elite“ am Weihnachtstag kleine Präsente in roten Socken. Globalisierung leicht gemacht: Die Kompatibilität beider Events in Sachen Farbgebung und Konsumverhalten lässt erahnen, was China in den nächsten Jahren wohl noch bevorsteht.

Weihnachten zu feiern gilt gerade unter jungen wohlhabenden Chinesen als trendy. Es ist gleichsam ein Bekenntnis: Ja ich gehöre dazu… zur globalen Gemeinschaft der Konsumenten. Während man vor wenigen Jahren Weihnachtsdekoration lediglich in den wohlhabenden Vorstädten von Shanghai ausmachen konnte, verbreitet sich der Brauch nun über das gesamte Straßenbild. China feiert also auch Weihnachten.

Hierbei handelt es sich jedoch in erster Linie um die unterhaltsamen Teile einer völlig entchristianisierten Xmas-Version. Das Motto des Kultur-Events Weihnachten lautet in China: Schenken, essen und Spaß haben. „Die Weihnachtsgeschichte wird mit einem zusätzlichen Narrativ ergänzt, man feiert die Ankunft des Messias und bestätigt sich mit Goldsternen, Winterkulissen und der roten Farbe auch der eigenen Prosperität“, schreibt dazu derStandard aus Österreich.

Farben und Beleuchtung haben es den Chinesen ganz besonders angetan. Mit Feng Shui hat das nichts mehr zu tun. Zur Weihnachtszeit wird der ursprünglich grüne Tannenbaum zu einem bunten Gebilde umfunktioniert. Je mehr desto besser: Der Baum muss Leuchtturmqualitäten haben. Es scheint fast so, als genießen die Chinesen Farben- und Lichterpracht als neu gewonnene Lebensqualität nach Jahrzehnten der staatlich verordneten Einheitsfarben.

Diese Entwicklung ist nicht sonderlich überraschend. Das Magazin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes schreibt dazu: „Um Internationalität zu demonstrieren, werden in China häufig die deutlichsten Insignien der westlichen Welt verwendet und gelegentlich bis zur Unkenntlichkeit übersteigert“. Gerade in der Weihnachtszeit, wenn Weihnachtsbäume, Weihnachtsmänner, Glocken aller Größen, schrille Lichterketten und Weihnachtskarten zum Vorschein kommen, kann man diese chinesische Eigenschaft erleben.

Was meint ihr zu diesem Thema? Ist nicht gerade die schnelle Anpassungsfähigkeit der Chinesen in Zeiten der Globalisierung ein enormer Vorteil? Bei aller Kritik am Konsum…

Quelle:
derStandard.at: Xmas im globalen Dorf

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Über Long Wang 326 Artikel
Meister Long Wang ist seit 2007 Teil des Everyday Feng Shui Redaktionsteams und bereichert seither als Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit seiner fernöstlichen Perspektive auf die Welt unsere Plattform. Zu erreichen ist er unter l.wang@everyday-feng-shui.de

2 Kommentare

  1. Die Entwicklung Chinas zur Konsum-Gesellschaft sehe ich unter Umweltschutzaspekten genauso problematisch wie Sie.

    „irgendwann hängt es auch denen zum Hals raus“… klingt aber fast so, als sei es ein natürlicher Prozess, dass man irgendwann genug hat vom Shoppen und Saufen… Die letzten 100 Jahre US-amerikanische Geschichte zeigen uns eigentlich etwas anderes: Die Wirtschaft versteht es immer wieder aufs Neue, Bedürfnisse in uns zu wecken und hält so den Konsum-Hype a la Xmas schön weiter am Laufen. Man kann es der chinesichen Industrie nicht verübeln, wenn sie bei diesem Spiel früher oder später mitmacht. Natürlich wird es auch immer Leute geben, die da nicht mitmachen… ;) aber die „große Masse“?

    Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Export-Boom-Jahre der chinesischen Wirtschaft vorerst vorbei sind. Man wird sich in den kommenden Jahren intensiver um den Binnenmarkt kümmern müssen. Die Möglichkeiten der Weihnachtszeit wirtschaftlich zu begreifen und unternehmerisch zu nutzen – davon wird in entscheidendem Maße die Konkurrenzfähigkeit vieler chinesischer Firmen zukünftig abhängen.

    Firmen, denen es um das Überleben geht, haben keinen Sinn für Umweltschutz, denn dies bedeutet zusätzliche Kosten. Hier kommt auf die chinesische Regierung eine große Verantwortung zu. Ich befürchte, und da bin ich bin Herrn Zirkel einer Meinung, dass die Verantwortlichen erst die Probleme bemerken, wenn es schon zu spät ist.

    Viele Grüße
    Long Wang

  2. Was ist denn Weihnachten bei uns? Shoppen und saufen! nur nicht ganz so auffällig, vermutlich weil wir es gewohnt sind.

    Einerseits gönn ich es den Chinesen, sie hatten jetzt eine recht lange Pause – wirtschaftlich und politisch gesehen – und geben halt jetzt gas. Irgendwann hängt es auch denen zum Hals raus.

    Andererseits ist dieser Massenkonsum ökologisch gesehen eine Katastrophe – genau so wie unser Konsum oder jeglicher Konsum in anderen Gebieten unseres Planeten. Das werden wir hierzulande aber erst wirklich bemerken wenn es schon zu spät ist – für manche Menschen ist es bereits zu spät – aber wen interessiert das schon?

    Mit konsumkritischen Grüßen
    Gerhard Zirkel – heute mal als Waldblogger

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