Passivhäuser aus der Sicht des Europäischen Fengshui

Die Passivhausbauweise ist die Standard-Bauweise der Zukunft. Was sind Passivhäuser, wie plant man sie und was ist dabei aus Fengshui-Perspektive zu beachten? Bedeuten Passivhaus-Vorschriften ein Ende der Gestaltungsfreiheit in der Architektur? 

Die Planung von Passivhäusern ist relativ anspruchsvoll und setzt spezielles Knowhow voraus. Daher sollten diese Häuser nicht im Eigenbau, sondern nur von Profis ausgeführt werden. (Foto: Rob Harrison)
Die Planung von Passivhäusern ist relativ anspruchsvoll und setzt spezielles Knowhow voraus. Daher sollten diese Häuser nicht im Eigenbau, sondern nur von Profis ausgeführt werden. (Foto: Rob Harrison)

 

Passivhäuser sind so gut gedämmt und abgedichtet, dass sie beinahe keine Heizung benötigen

Als „Passivhäuser“ bezeichnet man Häuser mit einem Heizenergiebedarf von maximal 15 Kilowattstunden pro m2 und Jahr, das ist ca. 1/10 dessen, was ältere, herkömmlich gebaute Häuser verbrauchen. Der „Restenergiebedarf“ ist so niedrig, dass sich ein konventionelles Heizsystem nicht auszahlt, sondern man sich an den allerkältesten Wintertagen mit kleinen Zusatzheizungen behilft, z.B. mit Infrarotstrahlern oder Einzelöfen. Zur besseren Vorstellung: Es genügen ca. 10 Watt pro m2, das entspricht der Leistung von 10 Teelichtern für 30m2. Nachdem sich diese Bauweise bereits seit 1991 bewährt und der Markt entsprechend weit entwickelt ist, ist abzusehen, dass sie für Neubauwohnungen immer mehr zum Standard wird. Die Bauvorschriften werden auch immer strenger, ab 2020 sollen in der EU nur mehr Passivhäuser erlaubt sein, für öffentliche Gebäude gilt diese Vorgabe bereits ab 2018.

Bei einem Passivhaus genügen 30 Teelicher, um eine Wohnfläche mit 90m2 zu „beheizen“.  (Foto ©  Irmgard Brottrager)
Bei einem Passivhaus genügen 30 Teelicher, um eine Wohnfläche mit 90m2 zu „beheizen“. (Foto © Irmgard Brottrager)

 

Wie funktionieren Passivhäuser? 

Wie bereits erwähnt sind Passivhäuser extrem gut gedämmt und auch abgedichtet, denn maßgeblich für die Wärmeverluste ist nicht nur der Aufbau der Oberflächen, sondern vor allem die Lüftung, die normalerweise durch Öffnen der Fenster erfolgt. Passivhäuser werden im Winter nicht über die Fenster gelüftet, sondern über eine Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Da das Haus sehr luftdicht ist und keine Fugen besitzt, durch die ein Luftaustausch erfolgen könnte, ist die Lüftung über die Fenster im Sommer zwar möglich, aber nicht ganz umproblematisch. Denn es kann im Raum sehr schnell stickig werden, sobald alles geschlossen bleibt, z.B. wärend des Urlaubs oder in der Nacht. Man sollte sich daher überlegen, wie man im Sommer eine einbruchssichere Dauerlüftung gewährleisten kann, wenn man nicht möchte, dass das Lüftungsgerät das ganze Jahr über durchläuft.

Passivhaus-Wandaufbau, der fast nur aus Wärmedämmung besteht. Die Holzverschalung innen und außen wird nur von schmalen Stegträgern zusammengehalten. (Foto: Tönu Mauring)
Passivhaus-Wandaufbau, der fast nur aus Wärmedämmung besteht. Die Holzverschalung innen und außen wird nur von schmalen Stegträgern zusammengehalten. (Foto: Tönu Mauring)

 

Eine weitere Eigenheit von Passivhäusern ist, dass sie sehr kompakt gebaut werden müssen, um das Verhältnis zwischen Innen-Kubatur und Außenhüllfläche gering zu halten. Die Hüllfläche sollte so klein wie möglich sein, die Kubatur so groß wie möglich. Viele Passivhäuser sehen daher wie Würfel aus oder sind gar gerundet, um sich der Form eines Iglus anzunähern. Die Hauptorientierung erfolgt nach Süden, Südosten oder Südwesten, auf der Nordseite werden Öffnungen tunlichst kompett vermieden, nach Osten und Westen minimiert. Die Sonne kann auch über Oberlichter eingefangen werden, falls die Südseite nicht frei genug ist, damit die flache Wintersonne durch die Fenster gelangt. Moderne Passivhausfenster haben U-Werte (= Wärmedurchgangskoeffizient) von ca. 0,7, die Außenwand selbst hat jedoch meist einen Wert von weniger als 0,1, ist also noch wesentlich besser gedämmt. Daher verursachen Fensteröffnungen grundsätzlich Energieverluste, ausgenommen auf der Südseite, weil hier ein Treibhauseffekt zustande kommt, der eine positive Gesamtbilanz bewirkt.

Passivhausfenster aus Holz und Aluminium mit 3-Scheibenverglasung. (Foto: Tönu Mauring)
Passivhausfenster aus Holz und Aluminium mit 3-Scheibenverglasung. (Foto: Tönu Mauring)

 

 

 

 

Welche Vorteile haben Passivhäuser?

Abgesehen von der enormen Energieeinsparung, sind Passivhäuser wesentlich komfortabler als gewöhnliche Häuser älterer Bauart. Wir haben uns zwar bereits daran gewöhnt, dass die Luft immer wieder stickig wird, wenn wir länger nicht lüften, auch Probleme mit Kondensat oder gar Schimmel sind keine Seltenheit. Aber eigentlich ist das keine zufriedenstellende Lösung. Je dichter die Fenster sind, umso mehr wird die Luftqualität zum Problem. Die lange propagierten „Niedrigenergiehäuser“ sind nicht wirtschaftlich, weil sie ohne zusätzliche Lüftungsanlage nicht gut funktionieren, aber auf die Heizung auch nicht verzichten können. In Passivhäusern gibt es konstant frische Luft, auch in heiklen Zonen wie Schlafzimmer, Küche, Bad und WC. Die Oberflächen sind zum Angreifen warm, es gibt keine großen Temperaturunterschiede und daher auch keine latenten Zugerscheinungen. Diese Häuser sind unabhängig von Heizenergieversorgern und daher auch resistent gegen steigende Brennstoffpreise. Selbst bei Totalausfall der Versorgung fällt die Temperatur nie unter 15 Grad, auf einen Notkamin kann daher verzichtet werden.

Die Frischluft kann vorgewärmt werden, indem man die Leitungen 20-30m lang unter der Erde führt, bevor man sie in das Passivhaus-Lüftungsgerät einspeist. (Foto © Irmgard Brottrager)
Die Frischluft kann vorgewärmt werden, indem man die Leitungen 20-30m lang unter der Erde führt, bevor man sie in das Passivhaus-Lüftungsgerät einspeist. (Foto © Irmgard Brottrager)

 

Analyse und Planung von Passivhäusern nach Europäischem Fengshui

Passivhäuser sind von Natur aus sehr kompakt, aber auch geschlossen und starr in ihrer Grundhaltung. Die Orientierung alleine nach Süden ist nicht günstig für die geistigen Perspektiven, es wird eine gewisse Einseitigkeit gefördert. Es gibt eine starke Trennung zwischen Innen und Außen, die mit sehr dicken Bauteilen und schweren Fensterkonstruktionen hergestellt ist. Das leichte Ein- und Austreten wird erschwert, die Bewohner oder Benutzer sind stärker von der Umwelt abgeschnitten als in herkömmlichen Häusern. Leichte und luftige Trennungen wie Schiebetüren ohne besondere Dämmanforderungen sind nicht mehr erlaubt. Der Luftaustausch ist sehr kontrolliert, man bekommt nicht mehr die Küchengerüche der Nachbarn durch das Fenster geweht, sondern „schmort mehr im eigenen Saft“. Die Innenräume werden daher stärker aufgeladen durch das eigenen Energiefeld und weniger beeinflusst durch fremde Energiefelder. Das kann ein Vorteil sein für Menschen, die gut mit sich selbst zurechtkommen, aber unter Fremdenergien leiden. Menschen, denen schnell „die Decke auf den Kopf“ fällt, werden sich isolierter fühlen als zuvor oder gezwungen sein, mit sich selbst ins Reine zu kommen.

Die Passivhaus-Typologie entspricht den Richtungsqualitäten Winter/Norden laut Europäischem Fengshui.  (Grafik  ©  Irmgard Brottrager)
Die Passivhaus-Typologie entspricht den Richtungsqualitäten Winter/Norden laut Europäischem Fengshui. (Grafik © Irmgard Brottrager)

 

Passivhäuser passen sehr gut zu „Nordtypen“, die eher konservativ, ruhig und in sich gekehrt sind. Charaktere, die etwas mehr Bewegung in ihrem Leben möchten, dynamischer oder kreativer sind, werden sich nicht so leicht mit der typischen Passivhaus-Form identifizieren können. Hier liegt es am Geschick der Planer/innen, der starren und geschlossenen Tendenz entgegenzuwirken und nicht nur optisch, sondern auch funktionell für zusätzliche Perspektiven zu sorgen. Z.B. indem man sich die fehlenden Ausblicke zu den sonnenabgewandten Seiten über Spiegel oder Einschnitte ins Haus holt. Oder indem man die Außenanlagen so gestaltet, dass sich eine Übergangszone ergibt, die die strenge Trennung zwischen Innen und Außen abschwächt. Fassaden ohne Fenster müssen nicht monoton verkleidet oder gestrichen werden, sondern man kann ergänzen mit leichteren Elementen, die der gefühlten Schwere der Mauern entgegenwirken. Ein schräges Dach statt einem Flachdach kann für Dynamik sorgen. Großflächige Glasflächen vermitteln auch dann Offenheit und Transparenz, wenn es sich um 3-Scheibenverglasungen handelt. Die Vorschrift, in Passivhausbauweise planen zu müssen, sollte jedenfalls kein Hindernis sein, um trotzdem ein Gebäude zu schaffen, das zur eigenen Persönlichkeit passt und ein entsprechendes Lebensgefühl vermittelt.

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Arch. Dipl.Ing. Irmgard Brottrager * Architektur, Natur + Bewusstsein in Graz / Steiermark

Link zur Homepage: www.irmgardbrottrager.npage.at

Link zum Everyday-Feng-Shui Berater-Profilhttp://www.feng-shui-katalog.de/berater/irmgard-brottrager-ganzheitlich-denkende-architektin-europaeisches-fengshui.html

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

1 Kommentar

  1. Hi,
    danke für den interessanten Beitrag. Wir haben neulich den Installateur Notdienst rufen müssen. Es gab leider einen Rohrbruch in der frisch verputzten Wand. Natürlich war es jene, die mein Partner selbst verputzt hat.

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