Für viele Jahre stand bei Häuslebauern im Mittelpunkt, sich schlichtweg das eigene Traumhaus zu erschaffen. Wer auf eine besonders ökologische Bilanz und einen niedrigen Energieverbrauch achtete, galt als fortschrittlich. Heute sieht es völlig anders aus. Mittlerweile greift der Gesetzgeber massiv ein und fordert sogar, dass Neubauten möglichst ökologisch errichtet werden müssen.
Bereits 2008 wurde entschieden, dass Neubauten mit wesentlich weniger Energie auskommen müssen als früher. Das regelt mitunter die EnEV, auch als Energiesparverordnung bekannt. Im Jahr 2016 tritt die nächste Stufe in Kraft, die wiederum den Energiestandard für Neubauten massiv verschärft. Doch wie können Bauherren sicherstellen, dass sie den Vorgaben entsprechen? Gibt es vielleicht Alternativen zu den üblichen Steinhäusern?
Ökologisch bauen – Holzhäuser als Alternative?
Bei der Erwähnung des Holzhauses denken viele Menschen weiterhin an Blockhäuser. Diese haben absolut ihren Reiz, doch gibt es heute genügend Möglichkeiten, ein Holzhaus zu bauen, welches von außen wie ein gewöhnliches Steinhaus wirkt. Grundsätzlich müssen angehende Hausbesitzer jedoch wissen, dass es nicht das eine Holzhaus gibt. Stattdessen bietet der Markt unterschiedliche Varianten, die sich von Massivholzbauweisen bis hin zu Fertighäusern aus Holz erstrecken:
- Massivholzbau: Sowohl die Decken-, Wand als auch Dachbauplatten bestehen bei diesem Haustypen aus Holz und werden eigens angefertigt, damit sie später passgenau errichtet werden können. Die Platten bilden das Tragwerk und geben dem Haus die endgültige Form. Bei der Auswahl des Massivholzsystems können sich Bauherren zwischen genagelten, gedübelten oder geleimten Systemen entscheiden. Die Dämmschicht kommt von außen auf das Holz. Im Innenraum werden die Platten verkleidet, sofern nicht das typische Holzambiente gewünscht wird. Die Massivholzbauweise kann auch von außen vollständig verkleidet werden, sodass das Haus wie ein Steinhaus wirkt.
- Holzrahmenbau: Diese Häuser können in sehr kurzer Zeit entstehen. Die tragenden Teile werden aus einzelnen Holzbalken hergestellt, zwischen denen die eigentlichen Wandelemente angebracht werden. Die Elemente können sowohl aus Holz als auch aus Gipsfaser bestehen. Da zwischen den inneren und äußeren Elementen ein Hohlraum entsteht, wird hier direkt die Dämmung eingebracht.
- Holzskelettbau: Dieser Haustyp ähnelt dem Fachwerkbau. Ein Traggerüst aus Holz bildet das wichtigste Element des Hauses. Die eigentlichen Wände, die die späteren Räume bilden, werden getrennt von dem Skelett in das Haus eingebracht, sodass Hausbesitzer sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten haben.
Grundsätzlich haben Holzhäuser eine hohe Energieeffizienz. Nach den neuesten Vorgaben müssen die Häuser luftdicht errichtet werden. Dies wird bei Holzhäusern wahlweise durch eine besonders dicke Wandstärke geschafft, oder aber, indem die Wände aus verschiedenen Schichten bestehen. Gerade die Innenwände werden somit luftdicht nach außen abgeschlossen.
Zudem ist Holz bereits an sich ein sehr ökologischer Baustoff, der ein gesundes Klima innerhalb der Häuser garantiert. Der Werkstoff kann Feuchtigkeit aufnehmen und an zu trockene Luft abgeben. Die Oberflächentemperatur ist wesentlich wärmer als die von Stein. Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Baumhäuser von Turin.
Staatliche Förderung beim ökologischen Bauen
Wer bereits bei der Hausplanung und dessen Finanzierung an die ökologischen Aspekte denkt, kann staatliche Förderungen genießen. Nicht umsonst gibt es die KfW-Förderprogramme, die Hausbesitzer und Bauherren explizite Anreize bieten, Häuser nach den neuesten Energiestandards zu errichten. Ab April 2016 fördert das Programm jedoch nur noch Effizienzhäuser der Klasse 55 und 40. Doch was bedeuten diese Effizienzklassen? Das Effizienzhaus 55 verbraucht nur noch 55 Prozent der Energie eines gewöhnlichen Hauses. Dies wird durch eine zentrale Lüftungsanlage, die mit einer Wärmerückgewinnung gekoppelt ist, erreicht. Gleichzeitig ist das Haus an sich luftdicht, sodass Wärme nicht entweichen kann. Wird neben den Rahmenbedingungen auch noch die Energie- und Wasserversorgung möglichst ökologisch gestaltet, beispielsweise mit Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen, lässt sich die Energiebilanz des Hauses nochmals verbessern. Ein Energiehaus 40 verbraucht nur noch 40 Prozent der Energie eines Hauses der herkömmlichen Bauweise.
Tipp: Besonders attraktiv an den Förderprogrammen der KfW ist, dass die einzelnen Förderprodukte miteinander kombiniert werden können. Bauherren können zur Finanzierung also auf einen Kredit für den Neubau zurückgreifen, gleichzeitig aber auch die Förderung für Solaranlagen oder alternative Wärmegewinnungsmaßnahmen beantragen und in Anspruch nehmen.
Weitere Aspekte beim ökologischen Bauen
In erster Linie sollen die ökologischen Bauvorschriften dazu dienen, den Klimawandel aufzuhalten und den Umweltschutz voranzutreiben. Für Hausbesitzer bedeuten die Vorschriften jedoch wesentlich mehr Vorteile, als sich nur am Umweltschutz zu beteiligen. So ist das Wohnklima in einem Niedrigenergiehaus wesentlich besser. Selbst bei Massivhäusern aus Stein werden heute oftmals Kalkputze in den Innenräumen verwendet, die das Klima verbessern. Der Kalkputz verhindert Schimmel, da er Feuchtigkeit aufnehmen kann, sobald die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Wird nun gelüftet und geheizt und sinkt die Luftfeuchtigkeit, gibt der Putz die Feuchtigkeit wieder frei. Reine Holzhäuser arbeiten nach demselben Prinzip.
Übrigens ist die Furcht, dass ein Holzhaus schneller dem Feuer zum Opfer fällt, unbegründet. Selbst wenn ein Feuer ausbricht, verkohlt in der Regel nur die äußere Schicht der Planken, der restliche Baustoff bleibt unberührt. Das Feuer verteilt sich sogar langsamer in Holzhäusern, da das Holz die Ausbreitung verzögert.
Der wichtigste Aspekt, der für die ökologische Errichtung eines Neubaus spricht, besteht natürlich in der Einsparung der Energiekosten. Durch den luftdichten Bau und die zentrale Lüftungsanlage ist die Raumluft immer frisch, ohne dass Wärme ungewollt nach außen entweichen kann. Die Heizungswärme bleibt im Haus, zudem besitzen die Wände oftmals die Fähigkeit, die Wärme zusätzlich zu speichern. Wer nun noch das Heizsystem mit einem Kamin oder einer Wärmepumpe kombiniert, kann die Heizkosten massiv senken.
Ökologisches Bauen lohnt sich
Angehende Hausbesitzer haben ohnehin nicht mehr die Wahl, ob sie sich für ein energieeffizientes Haus oder eines der herkömmlichen Bauweise entscheiden. Die EnEV regelt klar, dass ab 2016 nur noch Bauanträge zugelassen werden, die den neuen Vorgaben entsprechen. Das ist jedoch aus Sicht von Hausbesitzern keine direkte Gängelung, sondern hilft auf Dauer gesehen, die Betriebskosten zu großen Teilen einzusparen. Da die ökologisch errichteten Häuser ebenfalls eine lange Haltbarkeit besitzen und vom Staat individuell gefördert werden, sollte sich beim Angehen eines Bauprojekts nur noch die Frage gestellt werden, wie groß die eingesparte Energie denn sein soll: 40 oder 60 Prozent?
Lesetipp: Organisches Bauen & ökologische Baukunst
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema ökologisches Bauen. Mein Onkel möchte in seinem Eigenheim Kalkputz auftragen lassen, für ein gesundes Wohnraumklima. Gut zu wissen, dass es staatliche Förderungen gibt, wenn man sich für das ökologische Bauen entscheidet.
Die Frage ob ökologisches Bauen ein Trend oder eine Notwendigkeit ist, ist meiner Meinung nicht so wichtig. Denn auch wenn es nur ein Trend ist, ist es ein notwendiger Trend. Ein Beispiel zu einem Trend, welches aber keine Notwendigkeit besitzt: SUVs. Ich schließe mich jedoch auch dem notwendigen Trend an und überlege ein Niedrigenergiehaus bauen zu lassen. Dieses soll dann auch größtenteils wie Sie erwähnen aus Holz bestehen.