Bei den Turbulenzen der Finanzkrise und den bedrohlichen Ausmaßen der Umwelt-Vergiftung wünschen sich immer mehr Menschen ein unabhängigeres Leben mit eigenem Garten für die Selbstversorgung. Bauen in der Gruppe, Urban Gardening und verdichteter Flachbau sind umweltschonende Antworten auf Grundstücksmangel und Zersiedelung, Fremdbestimmung und Ohnmachtsgefühle.
Ob Gartenhaus oder kleine Eigenversorger-Landwirtschaft – der neue Gardening-Trend bringt die Menschen wieder in Einklang mit der Natur (Foto © Irmgard Brottrager)
Wie werden wir in Zukunft wohnen? Die meisten Menschen wünschen sich ein Einfamilienhaus im Grünen, aber zugleich die ideale Infrastruktur. Ein unauflösbarer Widerspruch? Bisher scheinbar ja, die Zersiedelung in den Vorstädten spricht für sich. Aber die Krux ist lösbar. Das Zauberwort heißt „Bauen in der Gruppe“, auch als „Wohn-Gruppen-Modelle“ bekannt. Sie sind eine Weiterentwicklung der früheren „Mitbestimmungs-Wohnbauten“, die nicht privat organisiert, sondern von einem Bauträger errichtet wurden. Die neuen Wohnhaus-Gruppen sind ein Mittelding zwischen Einfamilienhaus und Mehrparteien-Stadtvilla. Sie können wie Reihenhäuser angeordnet sein, werden aber individuell geplant und sehen daher nicht aus wie Fertighäuser auf einer Perlenschnur. Ein gewisse Ähnlichkeit der Bau-Typen ist natürlich anzustreben, um das Bauen effizienter zu gestalten. Die Häuser rücken enger aneinander oder werden direkt zusammengebaut, das spart Grundstückskosten und Heiz-Energie. Trotzdem hat jedes Haus seinen abgegrenzten Privatbereich mit Garten, es gibt keine Wohnungen darüber oder darunter, und man muss auch niemanden um Erlaubnis fragen, wenn man ein Fenster austauschen oder sonstige Änderungen vornehmen möchte. Für die Eigenversorgung mit Obst und Gemüse sind nur kleine Gartenflächen erforderlich, die meisten Grundstücke sind viel zu groß dimensioniert und werden nur als Abstandshalter genutzt. Für alle, die nicht zur Gänze von der Supermarkt-Versorgung abhängig sein möchten, sondern sich ein Stück mehr Freiheit wünschen, ist diese Wohnform eine ideale Alternative. Und sie ist stark im Kommen, „Urban Gardening“ und „Verdichteter Flachbau“ entsprechen den höheren Dichte-Vorgaben, die bei vielen Grundstücken gefordert ist. Bauplätze mit 2000 m2 Grundfläche und Mindestdichte 0,2 sind kaum noch bebaubar, denn wer kann sich ein 400 m2 großes Bauwerk leisten? Nachdem in den Städten die Grundstückspreise immer unerschwinglicher werden, kommen immer mehr Menschen auf die Idee, sich Gleichgesinnte zu suchen und ihr Bauvorhaben zu zweit, zu dritt oder in größeren Gruppen anzugehen.
Grundstücksuche und Projekt-Entwicklung im Team
Wie geht man dabei am besten vor? Wenn man Grundstücke über Makler sucht, bleibt einem meist nur wenig Zeit für Projekt-Überlegungen, denn je besser und günstiger der Bauplatz ist, umso größer ist die Konkurrenz, die einem die Okkassion wegschnappen könnte. Baugruppen brauchen etwas länger Zeit, um sich zu formieren. Man kann sich zuerst 1-2 Partner suchen, mit denen man bauen möchte, um dann die Grundstückssuche als Team zu betreiben. Oder man wählt zuerst ein Grundstück, das nicht so stark nachgefragt ist und spricht sich mit den Eigentümern ab. Da sich die Grundstückkosten um zirka die Hälfte reduzieren, wenn man die Häuser näher zusammenbaut, müssen es nicht unbedingt die allergünstigsten Schnäppchen sein, um zu vernünftigen Gesamtkosten zu kommen. Auch Plätze, die sonst nicht leistbar wären, kommen jetzt in Frage. Eine dritte Möglichkeit ist, sich ein Grundstück etwas außerhalb der Stadt zu nehmen, um auf diese Weise doppelt zu sparen. Die Quadratmeterpreise betragen oft nur ein Zehntel verglichen mit den Großstadt-Preisen, und durch die verdichtete Bauweise wird nochmals Geld gespart. So wird der Traum vom Einfamilienhaus auch für Gruppen leistbar, sie sich sonst nur eine Wohnung kaufen könnten. Moderne kleine Häuser auf kleinen Parzellen sind bislang Mangelware am Immobilienmarkt, obwohl die Anzahl der Klein-Haushalte ständig ansteigt. Die üblichen Familienhäuser sind für Singles, Paare und 1-Kind-Familien überdimensioniert. Oft besteht auch der Wunsch oder die Notwendigkeit nach einem Zweit-Domizil, egal ob aus privaten oder beruflichen Gründen. Man möchte Immobilien für die Kinder oder zur Absicherung oder man wünscht sich neben der praktischen, zentralen Stadtwohnung auch einen Ort der Erholung am Lande.
Finanzielle Belastungen binden Energie und machen unflexibel
Schulden-Belastungen sind kein Schicksal, wir haben die Wahl, uns für bescheidenere Lösungen zu entscheiden, ohne auf Wesentliches verzichten zu müssen. Jeder Kredit ist ein Vorgriff auf die Zukunft, viele Jungfamilien gehen damit lebenslängliche Verpflichtungen ein und geraten in die Abhängigkeit vom Kreditgeber. Es wird nicht hinterfragt, dass sich die Umstände während der Laufzeit ja ändern können und dass auch der Stand der Technik nicht jahrzehntelang der gleiche ist. Ein Leben auf Pump ist auf jeden Fall sehr kostspielig und macht die Betroffenen im schlimmsten Fall zu Arbeitssklaven, die ihre konsumierten Leistungen abdienen müssen. Daher sollten wir uns auch in einer Überfluss-Gesellschaft überlegen, wie wir Aufwändungen sparen können, um ein leichteres und unbeschwerteres Leben zu genießen. Indem wir die vorhandenen Strukturen besser ausnützen, schonen wir nicht nur die Ressourcen der Natur, sondern auch die unseres Kontostandes.
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