Gedanken zum Insektensterben

Wer sich fragt, wo die lästigen Insekten hingekommen sind, sollte vielleicht mal im Supermarkt in die Delikatessen-Abteilung schauen. Da findet man knusprige Leckerlis für Omnivore, die sich das Fleischessen abgewöhnen möchten.

Heuschrecke in freier Wildbahn, Foto: Jim, the Photographer / flickr CC BY 2.0
Heuschrecke in freier Wildbahn, Foto: Jim, the Photographer / flickr CC BY 2.0

Oder sind die kleinen Häppchen ganz im Gegenteil als Appetizer gedacht? Wie wäre es mit einem Buffalowurm-Pesto? Oder mit Mehlwurm-Falafel? Oder mit einer wurmigen Schokolade? Tatsächlich wird damit geworben, dass man sich das Züchten von größeren Tieren ersparen kann, wenn die Menschen mehr Insekten essen statt Rindfleisch und Schweinefleisch. Die getrockneten Würmer und Heuschrecken sind „schonend“ getrocknet und ohne weitere Zutaten genussfertig. Fehlt nur noch ein Bio-Label! Bei Allergien auf Hausstaubmilben wird allerdings von Verzehr abgeraten.

Ekelige Eiweiß-Pakete mit hohem Fettanteil

Die gedörrten Insekten-Leichen enthalten zirka 60 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm, 30 Gramm Fett und kaum Kohlenhydrate. Na dann Bon appétit! Und viel Spaß auch den Mitarbeitern bei der Herstellung dieser neuartigen „Schonkost“, die dazu beitragen soll, den Fleischhunger zu stillen. Fragt sich nur, wer es sich leisten kann, 40 Euro hinzublättern für 125 Gramm Trockenmasse. Und das, obwohl Mehlwürmer kaum Platz und Futter brauchen bei der Aufzucht und beinahe rückstandslos verspeist werden können. Zum Vergleich: 200 Gramm getrocknete Hanfsamen kosten um die 3 Euro und enthalten zirka 23 Prozent Eiweiß.

Entomophagie: Wer isst (oder frisst) Insekten?

Die Entomophagen oder Insektivoren, das sind diejenigen, die Insekten verzehren. Mehr als zwei Milliarden Menschen sollen es weltweit sein, die Insekten zu ihren gewöhnlichen Lebensmitteln zählen. Die meisten menschlichen Insektivoren leben in Asien, Afrika und Lateinamerika. In der Antike wurden Insekten-Spezialitäten bei den Griechen und Römern erwähnt. Ansonsten sind Insekten vor allem als Futter für Vögel, Fische, Spinnen und Reptilien bekannt. Wer Hühner und Fische als Nutztiere hält, hat einen Bedarf an Würmern, die verfüttert werden können. Die EU-Regierung versucht ganz gezielt, den Konsum von Insekten in Europa anzukurbeln. Daher bitte nicht wundern, wenn nun überall darüber berichtet und die Werbetrommel gerührt wird. Ja, von daher weht der Wind! Reptiliennahrung für alle ist angesagt!

Was fressen die Insekten?

  • Mehlwürmer und Buffalowürmer futtern wie der Name schon sagt Mehl, Haferflocken, Kartoffeln, Obst und Ähnliches. Das Gefressene wird in Form von Mist ausgeschieden. Ob bei den Wurmbrötchen, die im Handel erhältlich sind, der Wurmkot dabei ist, steht nicht auf der Packung. Wurmprodukte eignen sich besonders für Brotmischungen, Pasta, Burger, Proteinriegel und Co. Bleibt nur zu hoffen, dass die in Massen gehaltenen Würmer niemals auskommen und ganze Supermärkte auffuttern!
  • Auch Heuschreckenplagen können verheerend sein, wie aus der Geschiche bekannt ist. Heimchen-Heuschrecken ernähren sich von diversen organischen Reststoffen, auch von Aas, Raupen und Blattläusen. Wanderheuschrecken bevorzugen Gräser und Heu, nehmen aber auch mit kleineren Insekten vorlieb. Um die Vermehrung zu stoppen, müssen die Zuchtbehälter auf weniger als 30 Grad gekühlt werden. Sollten die Heuschrecken auskommen, ist mit katastrophalen Fraßschäden an Pflanzen zu rechnen. Im Mittelalter soll es rund 400 Heuschreckenplagen gegeben haben. Der größte bisher bekannte Schwarm trieb 1784 in Südafrika sein Unwesen und vernichtete 600.000 Tonnen Pflanzen.

Können Heuschrecken als Biowaffen benutzt werden?

Im Internet kursieren zahlreiche Artikel, dass es ein Pentagon-Forschungsprojekt gibt, bei dem untersucht wird, ob sich Heuschrecken, Blattläuse und weiße Fliegen zur Verbreitung von Viren eignen. Das Projekt heißt bezeichnenderweise „Insect Allies“ (Insekten als Verbündete). Klingt seltsam, oder? Kein Wunder, dass international Wissenschaftler Alarm schlagen und ein Biowaffen-Projekt vermuten. Wollen wir hoffen, dass es sich um eine ganz böse Verschwörungstheorie handelt. Die Viren sollen diverse Nutzpflanzen genetisch verändern. Viren sind molekulare Kapseln mit genetischen Informationen, die bestimmte Programme entfalten können. Ganz ähnlich, wie das bei Computerviren der Fall ist.

Globales Insektensterben durch Studie bestätigt

Laut einer neuen Studie, die im Journal Biological Conservation (Sánchez-Bayo/Wyckhuys, 2019) erschienen ist, ist ein Drittel der Insektenarten vom Aussterben bedroht. Bei 40% der Insekten ist ein Rückgang zu verzeichnen. Insgesamt nimmt die Anzahl der Insekten jährlich um 2,5 Prozent ab. Es handelt sich um eine Übersicht-Studie, bei der 73 Studien ausgewertet wurden. Zu den bedrohten Arten gehören vor allem die Schmetterlinge, die Bienen, die Käfer und Hautflügler (Fliegen und Libellen). Menschen, die in Ballungszentren leben oder viel mit dem Auto fahren, werden es bereits bemerkt haben: Insekten – ja, auch Heuschrecken! – sind selten geworden und machen sich kaum noch bemerkbar. Außer in Supermärkten.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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