Chinesen auf der ganzen Welt haben gestern das chinesische Neujahrsfest gefeiert und das Jahr des Wasserdrachen begrüßt. Drachenjahre gelten in China als besondere Jahre. Das liegt an der besonderen mythologischen Bedeutung der Fabeltiere. Auch heute noch beeinflussen Drachen das Verhalten vieler Chinesen. Glaubt ihr nicht? Dann lest, welche schmerzliche Erfahrung VW mit der Einführung seines Golfs in der Volksrepublik machen musste.
Eines der seltenen Exemplare auf Chinas Straßen: Der VW Golf, ein „Drachen ohne Schwanz“ (Foto: YaoWenguo)
Kennt ihr das meistverkaufte Auto aller Zeiten? Es ist der Toyota Corolla mit einer Stückzahl von über 35 Millionen (Stand: Mai 2010). Allerdings hat der Corolla nur knapp die Nase vorn. Dicht auf den Fersen folgt ihm mit 33,9 Millionen verkauften Modellen die F-Serie von Ford – ein Pickup-Truck, der sich insbesondere auf dem amerikanischen Markt seit Jahrzehnten großer Beliebtheit erfreut. An dritter Position folgt schließlich mit 27,2 Millionen verkauften Autos Volkswagen mit seinem VW Golf.
Doch wozu diese Informationen und was hat Feng Shui damit zu tun? Ganz einfach: Als Volkswagen vor einigen Jahren damit begann, den chinesischen Markt zu erobern, setzte der Wolfsburger Automobilkonzern zunächst erwartungsgemäß auf seinen jahrelangen Verkaufsschlager, den VW Golf. Ein Auto, das sich in allen Regionen der Welt gut verkauft, muss auch den Chinesen gefallen, so dachte man. Doch weit gefehlt. Der VW Golf floppte grandios. Der Grund dafür war nicht etwa, dass der Golf zu groß, zu klein, zu deutsch oder zu teuer war – nein. Das Problem lag woanders: Dem Drachen fehlte der Schwanz!
Das Auto wird in China durch den Drachen symbolisiert
Für Chinesen wird das Auto durch den Drachen symbolisiert – ein zuweilen feuerspeiendes, im Grunde friedfertiges und sehr intelligentes Fabeltier, bei dem der Motor den Kopf, die Fahrgastzelle den Rumpf und der Kofferraum den Schwanz darstellt. Durch sein abrupt abfallendes Heck fehlte dem VW Golf der Schwanz – ein für viele Chinesen unverzeihliches Detail. Das Auto galt als unvollkommen und wurde einfach nicht gekauft.
Doch die VW-Manager reagierten und verlagerten kurzerhand die Fertigungsstrecken des VW Santana, dessen Wiederauflage in Europa alles andere als erfolgreich war, nach China und machten diesmal alles richtig. Die Wolfsburger kamen mit der Produktion der markanten Stufenheck-PKWs anfangs gar nicht mehr hinterher. So groß war die Nachfrage. Der hierzulande als technisch längst überholt geltende Santana war sogar noch im Jahre 2010 mit 210.000 verkauften Fahrzeugen unter den zehn meistverkauften Fahrzeugmodellen in der Volksrepublik. Nur allmählich wird der Santana im Straßenbild chinesischer Metropolen durch den Jetta und den Lavida aus dem Hause Volkswagen verdrängt – beides Modelle mit ansehnlichen Drachenschwänzen ;)
Hat es Drachen zu Urzeiten vielleicht sogar gegeben? Unglaublich aber wahr: Ein in China gefundenes Drachenfossil legt diese Vermutung nahe.
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