Kinder balancieren fröhlich auf den höchsten Mauervorsprüngen, ohne auch nur einen Gedanken ans Runterfallen zu verschwenden. Erwachsenen wird es oft schon beim Zuschauen mulmig. Nicht nur aus Sorge um den Nachwuchs, sondern auch beim Gedanken an den in der Höhe einsetzenden Schwindel. Hat Höhenangst vielleicht etwas mit dem Lebensalter zu tun?
Bekommen wir mit dem Alter eigentlich immer mehr Höhenangst? (Foto: Andrew E. Larsen)
Tatsächlich ist Höhenschwindel etwas anderes als Höhenangst oder gar Höhenphobie. Beim Schwindel handelt es sich um ein körperliches Phänomen, das mehr oder weniger unangenehm empfunden wird. Die Höhenphobie stellt dagegen eine psychische Angststörung dar, ist also weit mehr als das körperliche Unwohlsein. Umgangssprachlich wird kaum ein Unterschied zwischen den Begriffen gemacht. Wer sich nicht auf hohe Gebäude, in den gläsernen Aufzug oder auch auf den Felsvorsprung wagt, erklärt das mit Höhenangst.
Der Körper ist verunsichert
Die Voraussetzungen für Schwindelgefühle in der Höhe bringt jeder Mensch mit. Diese bestehen nämlich nach Erkenntnissen der Schwindel-Forschung in den automatischen Reaktionen unseres Körpers auf Höhe: Der Rücken wird steif, die Füße suchen permanent Halt, der ganze Körper schwankt. Den Ausschlag für diese Reaktion gibt die optische Wahrnehmung, die nicht mit der üblichen Situation zusammenpasst. Fehlt dem Auge also der Boden unter den Füßen, gelangt diese Information auch in den Rest des Körpers. Er sucht wankend Halt.
Tatsächlich empfindet aber längst nicht jeder das eigene Schwanken als unangenehm. Manche Menschen merken gar nichts von der Verunsicherung, die sich im eigenen Körper abspielt. Andere dagegen ertragen kaum den Anblick eines hohen Gebäudes.
Frauen sind häufiger betroffen
Wer ungern den sicheren Boden verlässt, ist jedenfalls in guter Gesellschaft. Fast 30 Prozent der Menschen schätzen sich selbst als anfällig für Höhenschwindel ein. Frauen sind etwas häufiger höhenängstlich als Männer. Unter regelrechten Panikattacken wegen der Höhe leiden laut Umfragen etwa fünf Prozent der Menschen. Außerdem hat sich gezeigt, dass ernste Höhenprobleme manchmal unvermittelt im Laufe des Lebens auftreten und dann zunehmend stärker werden.
Grigory Kirilenko, besser bekannt als „Mustang Wanted“, wurde durch seine schwindelfreien Klettermanöver weltberühmt (Foto: mustang-wanted.com)
Die Wissenschaft ist aber bezüglich des Höhenschwindels längst nicht am Ende. So ist noch nicht einmal erforscht, ob zunächst ein Höhenschwindel vorliegen muss, um daraus eine Höhenangst mit anschließender Höhenphobie zu entwickeln. Derartige Zusammenhänge werden allerdings vermutet.
Hoffentlich bestätigen sich diese Vermutungen nicht. Meine persönliche Erfahrung zeigt nämlich, dass das Verhältnis zum großen Höhenunterschied im Laufe der Zeit immer angespannter wird. An die waghalsigen Klettertouren, die ich als Kind unternommen habe, möchte ich heute gar nicht mehr denken. Aber auch in späteren Jahren noch waren mir Angst und Schwindel in luftiger Höhe völlig fremd. Heute aber reizt es mich kaum noch, das höchste Gebäude einer Stadt zu besteigen und dann womöglich den Ausblick in die Tiefe durch eine gläserne Plattform zu „genießen“. Entwickelt sich da etwa eine echte Höhenangst?
Höhenängste wieder loswerden
Schwierig wird es, wenn die Höhenangst zu großen Einfluss auf den Alltag hat. Es kann unangenehm und nervenaufreibend sein, immer auf der Hut vor möglichen „Höhenfallen“ zu sein. Die meisten Höhenängstlichen schränken ihr Leben entsprechend ein und vermeiden jede heikle Situation. Dabei ist es relativ einfach, die Höhenangst loszuwerden.
Experten bezeichnen die Höhenangst als einfache Phobie, und solche einfachen Phobien lassen sich gut behandeln. Dabei geht es im Prinzip darum, den angstbeladenen Situationen bewusst zu begegnen und sie gut zu durchstehen. Das braucht im Zweifel seine Zeit. Betroffene berichten aber von großer Erleichterung, ist die Angst erst einmal überwunden.
Quelle:
- www.br.de – Einfach virtuell die Angst wegklettern?
- www.sueddeutsche.de – Hier geht’s runter
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