Abhilfe bei Schimmel und beschlagenen Fenstern

In ungedämmten Altbauwohnungen leider fast normal: Beschlagene Fenster und dunkle Schimmel-Nester in den Raumecken. Aber auch gut gedämmte Häuser mit geringem Luftwechsel können betroffen sein. Welche Lösungen bieten sich an? 

Eisblumen im Fenster - romantisch, aber schädlich. Foto (C) Anton Strogonoff / flickr
Eisblumen im Fenster – romantisch, aber schädlich. Foto (C) Anton Strogonoff / flickr

 

Da die Bauteile nicht alle den gleichen Dämmwert haben haben, kann es vorkommen, dass sich an den Schwachstellen Kondenswasser bildet. Sichtbares Schwitzwasser ist ein sicheres Zeichen, dass entweder die Luftfeuchtigkeit zu hoch oder die Raumtemperatur zu niedrig ist oder ernsthafte Kältebrücken vorliegen. Als Kältebrücken bezeichnet man Bereiche, die verglichen mit den übrigen Außenflächen mehr Kälte durchlassen und daher eine geringere Oberflächentemperatur aufweisen. Wenn nun die warme Zimmerluft diese relativ kalten Flächen berührt, kann sie unter den Taupunkt abkühlen und den vorher unsichtbaren Wasserdampf nicht länger halten. Als Taupunkt bezeichnet man den Punkt, an dem die Luft ihre Sättigungsgrenze erreicht hat und einen Teil der Feuchtigkeit als Kondenswasser abgibt. Besonders gefährlich ist es, wenn dieser Punkt mitten im Wandaufbau liegt und Materialien durchfeuchtet werden, die durch die Konstruktionsweise nicht austrocknen können. Wenn man von „atmungsfähigen“ oder diffusionsoffenen Bauteilen oder Putzen spricht, so ist kein Luftaustausch damit gemeint, sondern die Fähigkeit, feuchte Luft schadlos aufzunehmen und wieder austrocknen zu lassen. Die Austrocknung erfolgt immer zur wärmeren Seite hin, also im Winter Richtung Innenraum, wenn ausreichend geheizt wird. Auf sonnenbeschienenen Südseiten kann das Mauerwerk (oder der sonstige Wandaufbau) auch Richtung Außenraum austrocknen. Wird die Feuchtigkeit eingesperrt, können ganze Holzkonstruktionen verfaulen und Wärmedämmungen verrotten. Dampf- und Feuchtigkeitssperren können durchaus sinnvoll sein, aber man muss baupysikalisch genau ermitteln, an welcher Stelle sie anzuordnen sind, damit sie die gewünschte Wirkung zeigen und keinen Schaden anrichten.

Warme Luft an die gefährdeten Stellen lassen

Oberstes Gebot ist daher, dass man die gefährdeten Stellen nicht abdeckt mit Vorhängen, Kissen, Möbeln oder Holzverkleidungen, sondern alles beiseite räumt, was die warme Raumluft daran hindert, diese Bereiche zu durchströmen. Besonders heikel sind die Außenwand-Ecken und die Fensterrahmen, weil sie oft einen schlechteren U-Wert haben als die Verglasung selbst. Wenn man auf der Innenseite dämmen möchte, so muss das Material unbedingt diffusionsoffen und feuchtigkeitsbeständig sein. Dies trifft vor allem auf Leichtlehmputze und Holzfaserplatten zu, wenn man natürliche Baustoffe bevorzugt. Je mehr Materialien sich im Raum befinden, die die Feuchtigkeit gut aufnehmen und abgeben können – und damit zur Regulierung beitragen – umso besser. Dazu gehören diffusionsoffene Wandanstriche, unlackierte Holzelemente, Natur-Textilien, Korbmöbel, Gips, Lehm, unglasierter Ton, Kork, Salzsteine und Naturfaserteppiche.  Glas, Metalle, Steine, Kunststoffe und dampfdichte Anstriche wirken kontraproduktiv.

Richtig heizen und lüften

Es ist nicht sinnvoll, zu viel zu heizen, weil die Luft umso mehr Feuchtigkeit aufnimmt, je wärmer sie ist. Trifft sie dann auf viel kältere Oberflächen, ist die Luft in diesen Bereichen noch schneller gesättigt. Wenn es draußen regnet oder tagelang nebelfeucht ist, bringt auch das Lüften wenig Abhilfe, denn um einen Austrocknungseffekt zu erreichen, muss die von außen einströmende Luft relativ trocken sein. Man kann in diesem Fall nur die Feuchtigkeitsquellen reduzieren, die im Innenraum vorhanden sind. Dies sind vor allem die Dämpfe, die beim Kochen und Duschen entstehen. Aber auch wenn Wäsche getrocknet wird oder viele Zimmerpflanzen vorhanden wird, kann es zu einer Überlastung der Raumluft kommen. Bei schimmel-gefährdeten Wohnungen sollte das Aufhängen von nassen Textilien grundsätzlich tabu sein oder nur in geschlossenen Trockenräumen erfolgen, die über eine wirksame Lüftungsanlage verfügen. Der beste Zeitpunkt zum Lüften ist, wenn die Außenluft möglichst kalt und trocken ist. Denn diese kann am meisten Feuchtigkeit binden, sobald sie im Innenraum erwärmt wird. Die Zimmertemperatur sollte mäßig warm sein und nicht zu stark variieren. Denn immer, wenn die warme (und gesättigte) Luft abkühlt, muss die überschüssige Feuchtigkeit irgendwo hin. Beim Lüften ist weiters darauf zu achten, dass es nur kurz und stoßweise erfolgt, damit die Oberflächen nicht auskühlen. Auch die Art der Heizung spielt eine Rolle. Strahlungs-Heizungen sorgen im Gegensatz zu Konvektor-Heizungen dafür, dass die Oberflächen gleichmäßig warm bleiben. Je größer die Temperaturunterschiede im Raum sind, umso leichter kann sich Schimmel bilden. Schimmel entsteht bereits bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80% im Bereich der Kältebrücken, wenn diese über einen längeren Zeitraum hinweg anhält.  Sobald man Tauwasser sieht, ist die 100%-Sättigung bereits überschritten. In der Übergangszeit ist zu beachten, dass die warme Außenluft womöglich feuchter ist als die kühlere Innenluft und die relative Luftfeuchtigkeit daher ansteigt, wenn man lange lüftet. Dauerlüften ist nur an trockenen Tagen gefahrlos, wenn es im Innenraum sehr heiß ist. Beim Lüften von Kellern sollte die Außentemperatur mindestens 5 Grad unter der Raumtemperatur liegen. Denn kühle Räume bei Hitze zu lüften verschlimmert die Luftfeuchtigkeit.

Schimmel rechtzeitig erkennen und sanieren

Schimmel ist bereits vorhanden, bevor man die typischen schwarzen Flecken sieht. Bei allen Stellen, die dunkler sind als die übrigen Oberflächen, muss man davon ausgehen, dass Feuchtigkeitsschäden vorliegen, die sich unter dem Anstrich oder der Tapete verbergen. Außerdem ist der Geruch verräterisch. Da sich der Schimmel oft an unzugänglichen Stellen versteckt, gibt es auch verschiedene Tests, mit denen die Sporen in der Luft nachzuweisen sind. An der Wand kann man den Putz entweder herunterklopfen und erneuern oder mit chemischen Mitteln behandeln. Als Hausmittel wird das Besprühen mit Alkohol empfohlen. Bereiche, die sich weder belüften noch dämmen lassen, kann man eventuell mit einem elektrischen Heizband schützen. Bei Fenstern ist auch die außenseitige Montage von Rolläden oder Dämm-Läden eine Option, um eine Auskühlung über Nacht zu vermeiden. Besonders an zugigen Stellen infolge von mangelhaften Dichtungen kann es zu ständigen Tauwasser-Problemen kommen. Mit einer Kerze lässt sich testen, ob Luftspalten vorhanden sind, die die Flamme zum Flackern bringen. Sobald die Ursachen eindeutig erkannt sind, werden sich auch Lösungen finden. Manchmal kommen auch viele Ursachen zusammen: Feuchtkaltes Klima, schattige Lage, wenig Sonnenschein, zahlreiche Kältebrücken, diffusionsdichte Oberflächen, ungünstig angeordnete Heizkörper, mangelnde Lüftungsmöglichkeiten, fehlender Raum zum Wäschetrocknen, Konstruktionsfehler und undichte Fensterprofile. Eine Notlösung ist das Entfeuchten der Wohnung mit einen Gerät oder einfach mit einer Schüssel Salz (oder Silica-Gel) in der Nähe der Feuchtigkeitsquelle. Die Wäsche kann man auch in der kalten Jahreszeit im Freien aufhängen, wenn man sich trockene Tage aussucht. Die Badezimmer-Tür sollte nach dem Duschen geschlossen bleiben, bis der Dampf über den Abluftventilator abgezogen ist.

Wer also eine gefährdete Wohnung hat, hat insgesamt recht viele Möglichkeiten, sich mit dem Problem zu arrangieren und entsprechend gegenzusteuern, auch wenn keine Generalsanierung möglich ist. Am besten ist natürlich eine Dämmung der Kältebrücken auf der Außenseite der Fassade bzw. der Decke, um zu vermeiden, dass unterschiedliche Temperaturzonen mit verschiedener relativer Luftfeuchtigkeit entstehen. Die Luftfeuchtigkeit sollte im Mittel 40% nicht überschreiten. Die beste Zeit, um eine durchnässte Wohnung auszutrocknen, ist der Winter, wenn es draußen klirrend kalt und sehr trocken ist. Der schwierigste Monat ist der November, nachdem in den Vormonaten die Fenster offen gestanden sind und es draußen immer noch relativ warm, aber sehr feucht ist. Hier lüftet man am besten in den Nachtstunden, um möglichst kühle Frischluft zu bekommen, die noch Feuchtigkeit aufnehmen kann, sobald sie im wärmeren Raum ist.

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Dipl.Ing. Arch. Irmgard Brottrager, Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui in Graz.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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