Die Trendsetter bei Instagram inspirieren sich gegenseitig und forcieren einen typischen Trend, der sich nicht an der Möbelindustrie orientiert, sondern den aktuellen Zeitgeist widerspiegelt. Was gefällt den beliebtesten Influencern?
Alternative Interior-Blogger orientieren sich nicht am Möbelmarkt
Es ist schon erstaunlich, wie einheitlich die Instagram-User ihre Wohnungen gestalten – jedenfalls diejenigen, die untereinander vernetzt sind und eine nachhaltige Richtung anstreben. Während man im Möbelhandel vor allem künstliche Werkstoffe und Imitationen findet, geht die alternative Blogger-Szene einen ganz anderen Weg. Mangels Auswahl am Möbelmarkt finden sich bestimmte Zutaten in vielen Blogger-Wohnungen wieder. Zum Beispiel bestimmte Produkte vom schwedischen Möbelhaus oder Selfmade-Möbel mit Wiener Geflecht. Man pickt sich nur das heraus, was ins Konzept passt – und meist spielt auch der Preis eine Rolle. Teure Designerstücke sind meist geerbt oder second hand oder im Zuge einer „Kooperation“ erworben worden. Ja, viele Insta-Blogger machen auch Produktwerbung, aber nicht wahllos, sondern nur für Dinge, die sie wirklich gut finden. So bleibt der Gesamteindruck homogen und diverse Werbeeinschaltungen fallen nicht auf.
Der typischen Insta-Trend in Sachen Wohnen ist eine Stil-Mischung
Um sich ein Bild zu machen, folgt man am besten dem Profil von „Solebich“. Denn hier laufen viele Fäden zusammen. Solebich ist eine riesige deutsche Wohn-Community mit zahlreichen Mitgliedern. Unter dem Slogan „Zeig uns dein Zuhause“ bringt Solebich die schönsten Bilder von allen Netzwerkpartnern. Diese Bilder könnten aus einer einzigen Wohnung stammen, gehören jedoch zu ganz verschiedenen Interior-Designern. Man sieht hier sehr viele Naturmaterialien, Naturtöne, sanfte Farben, Zimmerpflanzen und Designer-Möbel. Manche Wohnungen sind etwas üppiger eingerichtet, andere etwas reduzierter oder gar minimalistisch.
Es ist eine Mischung zwischen traditionellen Werten, klaren Linien und kreativen Eigenschöpfungen. Scandi steht für „natürlich gemütlich“ und Boho für „ungezwungen, lässig, unkonventionell und individuell.“ Gerne mit Elementen aus fremden Kulturen, Antiquitäten, Vintage-Objekten und einem Schuss Romantik. Nichts wird beliebig angeschafft oder schlampig hingestellt, sondern alles wirkt sorgfältig arrangiert, mit viel Liebe zum Detail. Im Gegensatz zu typischen Architekten-Einrichtungen und Arrangements in Hochglanz-Magazinen wirkt hier nichts steril, nüchtern oder effektheischend. Obwohl viele Blogger Profis sind im Interior-Bereich, sieht alles sehr authentisch und persönlich aus.
Elemente, die man in vielen Instagram-Wohnungen findet
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Weiße Teppiche mit schwarzen Linien
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Schwarze Akzente in Form von Leuchten, Schaltern, Griffen, Bilderrahmen und Armaturen
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Lineart-Bilder
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Makramee
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Pflanzen und Trockengestecke
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Einfärbige Bettwäsche, weiß oder pastell
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Bugholz-Stühle
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Schöne Parkettböden
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Stuck und Zierleisten
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Keine Vorhänge oder ganz zarte Gardinen
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Extravagante Leuchten
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Helle Sofas
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Helle Küchenfronten, meist weiß
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Überwiegend weiße Wandfarben
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Individuelle Deko-Objekte
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Liebevoll restaurierte Antiquitäten und Secondhand-Möbel
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Dezente Teppiche aus Naturfasern
Altes wird nicht verworfen, sondern geschickt integriert
Menschen, die bereits in die genannten Richtungen tendieren, können sich bei Instagram viele Anregungen holen. Der Stil, der sich hier herauskristallisiert, passt perfekt zum aktuellen Zeitgeist. Da er nicht aus einem Guss besteht, lässt er sich ständig abändern und erweitern. Es kommen Materialien und Objekte zum Einsatz, die bereits vorhanden sind oder sich am Privatmarkt auftreiben lassen – Stichworte: Kleinanzeigen, Flohmärkte, Wohnungsauflösungen, Erbstücke, Geschenke und Fundstücke. Oft wird man sogar in der eigenen Vergangenheit fündig und kann auf alte Ikea-Modelle zurückgreifen, die sich zu pfiffigen „Ikea-Hacks“ ummodeln lassen. Indem man Griffe oder Türen austauscht, Oberflächen neu lackiert, Ergänzungen hinzufügt oder Teile wegnimmt, entstehen einzigartige Kreationen. Es geht darum, vorhandene Werte und Potentiale zu erkennen – und das Beste daraus zu machen. Die Ergebnisse sehen nie billig aus, obwohl sie oft aus einfachen Zutaten bestehen. Viele Wohnungen befinden sich in Altbau-Häusern und nur selten wird radikal umgebaut. Man sieht viele Altbaufenster, Flügeltüren, dicke Mauern und alte Kamine. Dieser historische Charme tritt jedoch nie in den Vordergrund, sondern bleibt dezent im Hintergrund, während die modernen Elemente den Gesamteindruck dominieren.
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