Bei Sanierungen sind oft nur dünne Bodenbeläge möglich, weil die Türen sonst nicht mehr aufgehen und sich diverse andere Probleme ergeben. Welche Materialien kommen in Frage für Menschen mit ökologischen Ansprüchen?
Die Frage ist vor allem: Welche nachhaltigen und wohngesunden Bioböden gibt es abseits von PVC, Laminat und Vinyl mit Holzimitaten? In einer Welt der zunehmenden Plastifizierung ist es nicht einfach, Naturbaustoffe zu finden, die auch finanziell erschwinglich sind.
Mosaik-Parkett, Lamellenparkett, Industrieparkett, Hochkant-Lamellen
Hochwertige Parkettböden sind unter 10 Millimetern eigentlich nicht zu haben. Aber es gibt eine wichtige Ausnahme: Parkett-Lamellen sind nicht auf eine Trägerplatte geleimt, sondern werden mit einem textilen Netz zusammengehalten – ähnlich wie man das von Mosaikfliesen kennt. Die Holzstückchen werden direkt auf dem Betonestrich verlegt und verklebt. In vielen älteren Häusern befindet sich ein Lamellen-Parkett, das im Schachbrett-Muster 12 x 12 Zentimeter oder im Fischgrät-Muster mit 16 Zentimeter langen Stücken angeordnet ist. Das Holz lässt sich mehrmals abschleifen, ist strapazierfähig, preisgünstig und seit Jahrzehnten bewährt.
Purline 2.0 von Wineo: Der Newcomer unter den Bio-Belägen
Bio-Polyurethan ist ein neuartiger Kunststoff aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen. Er besteht überwiegend aus Rapsöl, Rizinusöl, Kreide und anderen mineralischen Komponenten. Die Liste der positiven Eigenschaften ist sehr lang:
- für Feuchträume geeignet
- rutschhemmend
- antimikrobiell
- antistatisch
- über Fußbodenheizungen geeignet
- dauerelastisch
- emissionsfrei
- robust
- pflegeleicht
- langlebig
- fußwarm
- geruchsneutral
- keine Weichmacher oder Lösungsmittel
- als Rollenware und Click-System erhältlich
- schadstoffrei und daher auch für sensible Bereiche wie Kindergärten und Krankenhäuser geeignet
- preisgünstig
Der Boden wird mit diversen Oberflächenstrukturen angeboten – leider hauptsächlich Holz- und Stein-Imitaten, die sehr „fake“ wirken und für feinsinnige Puristen nicht in Frage kommen. Womit wir zu einem entscheidenden Nachteil kämen: Die Produktgestaltung dieses Belages ist nicht überzeugend, weil sie sich von herkömmlichen Laminatböden kaum unterscheidet und ökologisch orientierte Menschen, die etwas „Echtes“ sehen möchten, nicht anspricht. Das Material wirkt sehr künstlich, auch wenn es aus unbedenklichen Rohstoffen besteht. Es handelt sich eben um einen Kunststoff – und das sieht man auch. Purline ist kein Naturprodukt, sondern ein stark verarbeitetes Industrieprodukt.
Formate und Abmessungen:
Das Klicksystem mit der Bezeichnung „Wineo 1000“ ist mit 5 mm Gesamtstärke erhältlich, mit den Formaten 1295 x 195 und 849 x 397 Millimetern. Die oberste Schicht besteht aus PU mit Decor-Papier und Oberflächenstruktur, die zweite Schicht aus einem Connect-Klicksystem, die dritte Schicht aus Ecuran (Hochleistungsverbundwerkstoff), und die unterste Schicht aus einem Gegenzug. Auch die Klebe-Variante ist keine homogene Masse, sondern besteht aus mehreren Schichten. Die Bahnenware ist 2,2 mm dünn und wird vollflächig geklebt. Ob das Ganze am Ende noch bio ist, kommt auf den Kleber an.
Der größte Nachteil derzeit: Das Produkt ist noch so neu, dass sich die Händlersuche schwierig gestaltet. So werden zum Beispiel in der ganzen Steiermark nur zwei Händler angezeigt auf der Internetseite des Herstellers (Stand Jänner 2019) – und zwar nicht in den Bezirkshauptstädten, sondern in den Orten Schladming und in Mettersdorf, die nicht gerade zentral liegen.
Linol, Linoleum, Marmoleum
Wenn man nach Linoleum sucht oder fragt, wird man meistens mit Kunststoff-Belägen abgespeist. Echtes Linoleum wird nur noch von wenigen Händlern vertrieben. Da dieser Bodenbelag auf der Plattform von Everyday-Feng-Shui bereits ausführlich vorgestellt wurde, hier ein Link dazu: Linoleum – Farbenfroher Bioboden mit Kork und Jute-Gewebe.
Bahnenware ist nur wenige Millimeter stark und auch als Belag für Tische und Arbeitsplatten erhältlich. Die Klick-Systeme auf Korkunterbau haben eine Gesamtstärke von knapp 10 Millimetern.
Kautschuk-Beläge
Sie bestehen aus echtem Gummi und sind ähnlich schwer zu bekommen wie Linoleum. Internet sei Dank kann man sich heutzutage relativ leicht Musterplatten bestellen, wenn die lokalen Händler nichts auf Lager haben. Kautschuk ist sehr robust in wird daher vor allem in öffentlichen Räumen verlegt. Man findet ihn in Schulen ebenso wie in Krankenhäusern, Bibliotheken, Geschäften und Verwaltungsgebäuden. Die Muster-Palette ist sehr farbenfroh. Man kann außerdem zwischen Fliesen-Formaten und Bahnenware wählen. Die Materialstärke beträgt zirka 3 Millimeter.
Kork
Korkplatten sind wie Linoleum, Bambus und Holzparkett mit Click-System erhältich und können schwimmend (ohne Klebstoff) verlegt werden. Die Materialstärke beträgt zirka 10 Millimeter. Ein Nachteil von Kork ist, dass er wenig druckfest ist und Spuren von Möbelbeinen hinterlässt. Außerdem ist er für Feuchträume nicht geeignet. Kork ist eine gute Wahl für Kinderzimmer und Schlafzimmer, weil das Material sehr fußwarm und elastisch ist.
Bambus-Parkett, Bambus-Industrieparkett, Bambuslamellen
Bambusparkett unter 10 Millimetern zu bekommen, ist schwierig, aber möglich. 3-lagige Clicksysteme erreichen meist eine Aufbauhöhe von zirka 15 Millimetern. 2-lagige Ausführungen und Lamellen-Parkett kommen mit weniger Höhe aus.
Naturfaserteppiche
Teppiche aus Naturfasern sind nicht nur relativ dünn, sondern haben auch viele andere angenehme Eigenschaften. Allerdings sind sie nicht feuchtigkeitsbeständig und wenig langlebig.
Keramikfliesen im Dünnbett
In Aufenthaltsräumen möchte man meistens keine Fliesen haben, weil sie hart und fußkalt sind. Für Nassräume und Verkehrswege jedoch sind die eine gute Option, wenn man nicht viel Höhe zur Verfügung hat. Mit 6 Millimetern muss man auf jeden Fall rechnen.
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