Die Vor- und Nachteile des Ausmistens

Minimalistisches Wohnen ist in und sieht besser aus – keine Frage. Aber es gibt auch Gründe, warum man beim Aufräumen nicht übertreiben sollte.

Aufgeräumtes Schlafzimmer: clean, aber nicht kuschelig. Foto (C) Tom Merton / flickr CC BY 2.0
Aufgeräumtes Schlafzimmer: clean, aber nicht kuschelig. Foto (C) Tom Merton / flickr CC BY 2.0

Argumente gegen extremen Minimalismus

Wenn man alles wegwirft, was man gerade nicht benötigt, bleibt kein Spielraum für die Kreativität. Rigoroses Wegwerfen belastet die Umwelt. Entscheidend für die Nachhaltigkeit ist nicht, wie viele Gegenstände sich in einem Haushalt befinden, sondern wie viele angeschafft werden. Es ist ökologischer, Dinge, die defekt sind oder im Moment überflüssig sind, eine Weile aufzuheben, bis sie eine neue Verwendung gefunden haben. Die meisten Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn die Wohnung vollkommen blank und steril aussieht. Gewisse Nutzungsspuren sind ein Zeichen von Lebendigkeit.

Wie clean muss es sein, damit ich mich am wohlsten fühle?

Die Antwort auf diese Frage fällt sicher sehr unterschiedlich aus – auch zwischen Menschen, die sich einen Haushalt teilen. Das Wohlbefinden im Raum ist die größte und wichtigste Belohnung für das Ausräumen. Es ist sogar wichtiger als jede ökologische Überlegung.

Jede Ausmist-Aktion wirkt wie ein Tapetenwechsel

Ausmisten hat Folgen! Eine aufgeräumte und durchorganisierte Wohnung eröffnet neue Möglichkeiten. Wie bei einer Festplatte, die defragmentiert werden muss, entstehen freie Flächen, nachdem Dinge, die zusammengehören oder doppelt vorhanden sind, ihren optimalen Platz gefunden haben. Das Umschlichten im Raum wirkt wie eine Regeneration auf der körperlichen Ebene. Durch die Veränderungen kann der Raum neu erlebt werden, ohne aufwändigen Umzug oder zeitraubende Reisetätigkeiten. Aufräumen ist eine billige Art, um Räume neu zu gestalten und die Perspektiven zu wechseln.

Was man auf jeden Fall ausmisten kann

  • Dinge, die überlebt sind und sicher nicht mehr gebraucht werden, weil sie keine Gültigkeit mehr besitzen. Zum Beispiel veralterte Rechtsvorschriften.
  • Dinge die verdorben sind oder nicht mehr repariert werden können.
  • Dinge, die überhaupt nicht funktionieren oder nicht gefallen.

Was man nicht unbedingt wegwerfen muss

  • Gegenstände mit leichten Defekten.
  • Gegenstände, die als Reserve dienen – solange es nicht zu viele sind.
  • Rohstoffe, aus denen man neue Gegenstände machen kann
  • Verbesserungsfähige Dinge, die im Moment nicht hundertprozentig passen

Was sind meine Werte und was möchte ich erreichen?

Bevor man mit dem Ausmisten beginnt, sollte man seine Motivation und seine Visionen hinterfragen. Was ist das Ziel? Mehr Platz für Gäste oder Fitness? Eine optische Aufwertung der Architektur? Weniger Arbeit beim Saubermachen? Loslassen von Dingen, die bereits seit Jahren nicht mehr angerührt wurden?

Entscheidungen treffen und die Bedürfnisse hinterfragen

Da es oft schwierig ist, sich zu entscheiden, was man behalten möchte und was nicht, empfehlen viele Space-Clearing-Experten, sich die folgenden zwei Fragen zu stellen:  

1) Brauche ich es?

2) Mag ich es?

Das klingt einfach, aber die Antwort wird nicht immer eindeutig ausfallen. Gegenstände, die mit Feierlichkeiten, Gästen und Reisen zu tun haben, werden naturgemäß nur sehr selten benötigt, aber deswegen sind sie nicht überflüssig. Manche Dinge gefallen uns mehr, andere weniger. Man kann nicht alles ausmisten, was nicht hundertprozentig perfekt ist oder uneingeschränkte Begeisterung auslöst. Viele Dinge sind nicht supertoll, sondern einfach nur OK und werden toleriert, aber nicht heiß geliebt.

Upcycling und sonstige Aufwertungen

Wenn man sich schwer entscheiden kann, kann man eine Kategorie einführen für Gegenstände, die eine Aufwertung vertragen könnten. Sie stehen sozusagen auf der Abschussliste und man behält sie nur so lange, bis man was Besseres gefunden hat. Man hat zum Beispiel einen Kissenbezug, der OK aussieht und besser ist als nichts, aber es gibt zweifellos schönere Kissenbezüge.

Die Übersicht behalten

Ordnung und strukturelle Überlegungen sind die Vorstufen des Ausmistens. Daher sollte man immer darauf achten, dass man die Dinge so einordnet, dass man sie überblicken kann. Das erleichtert nicht nur das Finden beim Suchen, sondern das Vorhandene wird viel effizienter genutzt. Was nützt es, die tollsten Accessoires im Kleiderschrank zu haben, wenn man sie vergessen hat oder nicht sehen kann?

Bewährte Tipps zur Vermeidung von Überflüssigem

  • Nur Dinge anschaffen, die hundertprozentig zufriedenstellen.
  • Stauraum reduzieren.
  • Geschlosse Behälter vermeiden. Schubladen, Deckel-Truhen und Schränke führen dazu, dass viele Gegenstände „verschwinden“.
  • Möglichst alle Arbeiten sofort erledigen, weil sie sonst liegen bleiben.
  • Bei jeder Gelegenheit aufräumen, bevor eine größere Unordnung entsteht.

*

*

Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,

Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui 

Link zur Homepage

*

Literatur-Übersicht

*

Link zum Everyday-Feng-Shui Berater-Profil

Beitrag teilen:
Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*