Minimalismus hat viele Vorteile – aber nicht nur!

Weniger und hochwertiger, puristischer und einfacher, schlichter und reduzierter = schöner und stylischer? Nicht unbedingt! Denn Minimalismus kann auch anstrengend sein oder herzlos wirken.

 

Foto: nhadatvideo / flickr CC BY 2.0
Foto: nhadatvideo / flickr CC BY 2.0

Warum sind Architektenwohnungen immer so leer?

Beim Thema Minimalismus scheiden sich die Geister. Die einen finden ihn kahl und ungemütlich. Die anderen lieben die puristische Ästhetik, weil sie edel und clean aussieht. Es gibt gewiss Ausnahmen, aber die allermeisten ArchitektInnen und Innenarchitektur-Magazine setzen auf einen reduzierten Einrichtungsstil mit nur wenigen Akzenten. Es wird weniger dem Zufall überlassen und mehr komponiert. Die Möblierung tritt eher zurück, während die Architektur in den Vordergrund tritt und mit der Einrichtung eine Einheit bildet. Die Proportionen, die Farben und die Materialien tragen ganz wesentlich zum Gesamtbild bei. Dekorationen sind im Idealfall sogar völlig überflüssig, weil die Räume auch ohne Aufputz attraktiv wirken.

Minimalismus hat viele Vorteile

Mit weniger auszukommen, ist eine Strategie, die oft in der Not gefunden wird. Geringverdiener und Menschen in Ausbildung entdecken, dass man nicht arm aussieht, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert, sondern im Gegenteil. Vorausgesetzt, dass die Farben, Proportionen und Materialien stimmig sind, macht weniger (Zeug) mehr her. Minimalismus ist ein Stil, den sich jeder leisten kann. Aber nicht alles, was bescheiden, aufgeräumt und karg aussieht, hat Stil. Das Wenige will mit Bedacht gewählt und platziert sein. Einige der wichtigsten Vorteile sind:

  • Er wirkt entspannter und fördert ein entspanntes Lebensgefühl
  • Er spart Kosten.
  • „Weniger ist mehr“ – sprich er sieht besser aus.
  • Er passt besser zu einem natürlichen Lebensstil.
  • Er macht weniger Arbeit.
  • Er ist nachhaltiger und daher besser für die Umwelt
  • Er macht flexibler. Umzüge und Reisen sind kein Problem.
  • Der Hausrat ist überschaubar.
  • Die Dinge sind gefühlsmäßig mehr wert.
  • Die Dinge werden besser gepflegt und öfter erneuert.

Gibt es auch Nachteile?

Wie die meisten Menschen schon bemerkt haben, ist es beinahe ein Naturgesetz, dass sich immer mehr ansammelt. Wenn man sich in der Natur umsieht, ist man geneigt zu erkennen: „Ja, die Natur strebt nach maximaler Fülle, nicht nach maximaler Reduktion.“ Die Natur geht tatsächlich an die Grenze des Möglichen und lässt kein Plätzchen frei. Sie geht sogar so weit, dass sie tötet, um die Überproduktion an Samen, Pflanzen und Tieren im Zaum zu halten. Jeder, der einen Garten hat, muss sich an das ständige Sterben gewöhnen, das besonders im Herbst grassiert. Alle nicht-winterfesten Pflanzen und Tierchen gehen ein. Zahllose Kerne verrotten und werden niemals aufgehen. Wenn es nach der Natur ginge, wäre es normal, zugewachsene Messie-Wohnungen mit Buschmessern zu betreten und Sitzplätze mit Schaufeln freizubuddeln. Für Menschen, die eine Landwirtschaft oder einen Selbstversorgergarten betreiben, funktioniert Minimalismus aus folgenden Gründen nicht:

  • Es gibt keine Vorräte.
  • Es gibt keine Ersatzteile.
  • Alles, was man unerwartet braucht, muss neu besorgt werden.
  • Es gibt kein Material für Improvisationen, Experimente und Kreativität.
  • Alles, was gerade nicht passt, oder keinen Platz hat, muss weg, auch wenn es gut ist.
  • Er fördert eine Wegwerf-Mentalität
  • Er lässt sich nur auf begrenztem Raum umsetzen, aber nicht, wenn viele Menschen, Tiere und Pflanzen beteiligt sind, die man nicht minutiös kontrollieren kann.
  • Wo kein Überfluss vorhanden ist, gibt es meist keine Überschüsse und daher auch keinen Gewinn.
  • Wenig zu haben, kann umständlich sein. Beispiel: Es gibt nur eine einzige Schere im Haus, die man aber an mehreren Orten braucht: In der Küche, im Garten, am Arbeitsplatz, im Auto, im Rucksack und im Keller. Hier wäre es viel einfach, sechs Scheren zu besitzen.
  • Minimalisten neigen zum Perfektionismus.
  • Ein kalter Funktionalismus ist weder schön noch angenehm.

Was man nicht jede/r braucht

  • Schminke und Abschminkprodukte
  • Duschgel, Haarshampoo, Haarpflege- und Hairstyling-Produkte
  • Medikamente
  • Einwegrasierer
  • Nagellack
  • Schmuck, Uhren
  • Küchenrolle, Papiertaschentücher, Papierservietten
  • Gekaufte Zahnpasta und Deo
  • Flüssigseife
  • Friseurbesuche und Nagelstudio-Besuche
  • Wellness- und Beautybehandlungen
  • Gürtel
  • Halstücher und Kopftücher
  • Spezielle Taschen und Hüllen (Handy, Laptop, Fotoapparat, Hundefutter, Bauchtaschen, Henkeltaschen, Aktentaschen, Rucksäcke …)
  • Hosenanzüge und Kostüme
  • Trachtenkleidung
  • Badesachen und -zubehör
  • Sportgeräte und Fitnessgeräte
  • Dekoartikel
  • Weichspüler und Silberputzmittel
  • Bücher, Zeitungen und Zeitschriften
  • Rekorder, Tonträger, Kopfhörer und Lautsprecherboxen
  • Genussmittel wie Kaffee, Süßwaren, Zigaretten und Alkohol
  • Tierische Lebensmittel
  • Geschenkpapier, -tüten und -kartons
  • Fernseher und Radio
  • Haarfön, Glätteisen, Lockenstab
  • Bügeltisch oder Bügelstation
  • Vorhänge und Teppiche
  • Tischtücher und Platzdecken
  • Glückwunschkarten
  • Backofen und Zubehör für Backwaren
  • Geschirrspüler
  • Auto, Moped, Motorrad

Was man nicht oft braucht oder nur eine Zeitlang benötigt

Diese Gegenstände muss man nicht besitzen, sondern man kann sie bei Bedarf auch ausborgen, selber machen oder second-hand besorgen:

  • Outfits für besondere Anlässe: Hochzeiten, Erstkommunion, Firmung, Taufe, Bälle, Stöckelschuhe, Trauerkleidung,
  • Ausrüstung für besondere Sportarten, die man selten oder gar nicht mehr ausübt:
  • Geschirr, Gläser und Besteck für sehr viele Gäste
  • Party-Dekoration
  • Bastelmaterial
  • spezielle Werkzeuge und Haushaltsgeräte
  • Kinderkleidung
  • Umstandskleidung
  • Jahreszeitenschmuck
  • Schulsachen und andere Unterrichtsmaterialien
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Über Johanna Fritz 132 Artikel
Johanna ist freiberufliche Grafik-Designerin und Künstlerin. Sie berät das Team von Everyday Feng Shui bei der Website-Gestaltung und unterstützt bei redaktionellen Themen rund ums Wohnen und Einrichten. Johanna ist unser "Stil-Guru" und ihr erreicht sie unter j.fritz@everyday-feng-shui.de

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