Ende des Sommers hatte ich das Glück nach Oxford zu reisen. Eigentlich hatte ich nicht vor, mich dabei mit Feng Shui zu beschäftigen, doch plötzlich bin ich über mehrere Spuren des Feng Shui gestolpert. Und diese Spuren fand ich nicht in der Architektur, sondern in einem Museum. Haben Sie Lust auf einen kleinen Rundgang?
Oxford ist nicht nur für seine Universität, die Bibliothek und tausende Türme bekannt. Hier findet man auch eine Menge Museen, die alle sehenswert sind. Eins davon, das Pitt Rivers Museum, ist ein absoluter Geheimtipp und sticht durch seine Besonderheit aus dem gesamten Museumsangebot heraus. Die erste Besonderheit ist, der Eintritt ist frei, was bei dem Preisniveau der übrigen Museen äußerst beachtenswert ist.
Das Museum wurde nach Pitt Rivers, einem britischen Ethnologen und Archäologen mit Sammelleidenschaft, benannt. Er interessierte sich besonders für wissenschaftliche Untersuchungen der evolutionären Entwicklung alter Kulturen. Seine Untersuchungen führte er an authentischen Objekten durch. Für den Zweck sammelte er auf seinen Reisen um die Welt alles, was irgendwie typisch für das jeweilige Land war. So kamen bis heute fast 500.000 Ausstellungstücke zusammen.
Als ich das Museum betrat, hatte ich eher den Eindruck auf dem Speicher meiner Großeltern zu sein. Vollgestopfte Vitrinen, zugestellte Gänge, gedämpftes Licht und überall klebten kleine, handgeschriebene Zettel mit wenigen Stichworten zu den Objekten. Die Atmosphäre lud zu einer eigenen Entdeckungsreise ein und das Beste war, man durfte alles berühren, anfassen, ja sogar Schubladen aufmachen und nach weiteren Gegenständen suchen.
Schon bald bin ich über die ersten Feng Shui Spuren gestolpert.
In den Bereich, in dem es um Reisen, Navigation und Kontinente ging, versteckte sich ein Lo Pan zwischen Kompassen und Sextanten aller Art. Die Beschreibung weist zwar darauf hin, dass der Lo Pan für „divinatorische“ Zwecke genutzt wurde, doch durch den integrierten Kompass fand er einen Platz unter den Messwerkzeugen.
Mehrere Vitrinen und Regale wurden dem Thema „Glücksbringer und Amulette“ gewidmet.
Hier fiel mir zuerst das Münzenschwert auf. Alte chinesische Münzen waren rund mit einer quadratischen Öffnung in der Mitte. Die runde Form symbolisiert den Himmel und das Quadrat die Erde. Glücksbringend gelten z.B. drei Münzen mit einem roten Band oder Faden zusammengebunden. Der rote Faden ist unentbehrlich, denn nur so kann das Glückspotential aktiviert werden. Diese Vorgehensweise kann mit den Fünf Wandlungsphasen erklärt werden.
Münzen zu einem Schwert gebunden galten als Schutzsymbol vor bösen Geistern. Wenn böse Mächte nicht mit dem Schwert zu bekämpfen waren, dann konnten sie noch mit den Münzen bestochen werden.
Die nächste Vitrine war reichlich mit Feng-Shui-Gegenständen bestückt. In der Mitte sehen wir eine Auswertungsscheibe, die einen Auszug aus dem Lo Pan darstellen könnte. Das Lo Shu im Zentrum wird mit den Trigrammen in der Anordnung nach der „Vorhimmlischen Reihenfolge“ (Ho Tu) ergänzt und mit den Tierkreiszeichen vervollständigt. Besonders interessant sind die Metallbehälter, die einem Schildkrötenpanzer nachempfunden sind. Sie dienten zur Aufbewahrung von Utensilien für divinatorische (Orakel) Aussagen.
Der Bagua-Spiegel, den wir auf dem nächsten Foto sehen, wurde im Museum in einem Bereich platziert, wo er ganz sicher nicht hingehört, nämlich zu dem Thema der Schönheit und des Körperkults. Wahrscheinlich nahm man an, es wäre ein geschmückter Kosmetikspiegel, weil er durch seine konvexe Form wie ein Vergrößerungsglas wirkt. Nun Feng-Shui-Fachleute wissen, ein Bagua-Spiegel diente nicht der Schönheitspflege, sondern der Abwehr böse Kräfte.
Solche Verwechslungen machen den Charme des einzigartigen Museums aus. Ein Besuch lohnt sich immer!
Und nächste Woche werde ich noch ein weiteres Fundstück, das etwas mit den Füssen zu tun hat, präsentieren. Lassen Sie sich überraschen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar