Die Teilgebiete des Feng Shui

Lasse die Kirche im Dorf – dieser bekannte Spruch lässt sich gut auch auf Feng Shui beziehen. In der Literatur, in den Medien aber auch in der Leistungsbeschreibung einiger Feng-Shui-Berater werden unterschiedliche Teilgebiete unachtsam vermengt. Dadurch kann man schon ins Grübeln kommen: Wo fängt Feng Shui an und wo hört es auf?

Es macht Sinn, sich Gedanken über die verschiedenen Wissensgebiete run um Feng Shui zu machen. Foto: CC-0 Public Domain via http://pixabay.com/en/buddha-statue-religion-buddhism-606023/
Es macht Sinn, sich Gedanken über die verschiedenen Wissensgebiete rund um Feng Shui zu machen.
Foto: CC-0 Public Domain via http://pixabay.com/en/buddha-statue-religion-buddhism-606023/

Geomantie, Baubiologie, Space Clearing, Ba Zi oder Radiästhesie sind Begriffe, die gerne in einem Atemzug mit Feng Shui verwendet werden. Dabei handelt es sich um eigenständige Teilgebiete, die zwar verwandt aber doch klar voneinander getrennt ihre Berechtigung haben. Der Grund für das undurchschaubare Vermengen kann vielleicht daran liegen, dass nach Feng Shui, im Vergleich zu den genannten Begriffen, am häufigsten bei Onkel Google gesucht wird. Die Auswirkungen des Durcheinanders hatte ich schon selbst zu spüren bekommen. Nicht selten erhalte ich Anrufe, bei denen die Frage nach Wasseradern oder Geistervertreibung gestellt wird. Im Klartext: Mein Thema ist Feng Shui, die naturnahe Lehre über die Gestaltung des Lebensraumes. Ich schließe nicht aus, dass auch andere Faktoren die Qualität der Räume, in denen wir leben, beeinflussen. Doch Feng Shui untersucht nicht alles, es hat sein deutlich abgestecktes Aufgabenfeld.

Aber welche Aufgabengebiete haben die anderen Disziplinen?

Baubiologie

Die Baubiologie hat als Aufgabe, die gesundheitsschädlichen Einflüsse in Gebäuden, Werkstoffen bzw. Techniken, die beim Bauen, Renovieren und Einrichten verwendet werden, zu erkennen und zu vermeiden. Belastetes Raumklima kann Allergien, Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen und nervöse Störungen auslösen.

Die Baubiologie ist ein sehr umfangreiches Teilgebiet. Durch baubiologisches Beraten, Planen, Untersuchen, Messen, Begutachten, und Mitwirken beim Bauen, Renovieren und Sanieren soll die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung geschützt werden. Untersuchungen und Analysen von Häusern, Wohnungen, Grundstücken, Einrichtungen und Materialien werden nach dem aktuellen Standard der Baubiologischen Messtechnik (SBM) durchgeführt, mit dem Ziel, gesundheitliche Risikofaktoren aufzuzeigen und Alternativen zu entwickeln.

Geomantie

Das Wort „Geomantie“ setzt sich aus zwei griechischen Worten zusammen: Geo = Erde und Mantis = Wahrsagung. Davon könnte Geomantie als die Fähigkeit „von der Erde zu lesen“ abgeleitet werden. Diese mystische (nicht bewiesene, auf spirituellem Glauben basierende) Wahrsagung ist nur ein Aspekt der Geomantie. Weitere Aspekte beruhen auf handwerklichem Können (zum der Steinmetze) und wurden in der Vergangenheit sogar den Wissenschaften (zum Beispiel Baukunst) zugerechnet.

Geomantie eröffnet die Möglichkeit, menschliche Siedlungen und Aktivitäten mit der sichtbaren und unsichtbaren Welt in Einklang zu bringen. Mit „unsichtbarer Welt“ sind energetische Einflüsse, wie z.B. die Wirkung des Mondes oder des elektromagnetischen Feldes der Erde gemeint.

Radiästhesie

Kaum ein anderes Gebiet bietet Spekulationen, Halbwissen und auch der Panikmache so breiten Raum wie die Radiästhesie. Der Wunsch des Menschen, mit Wünschelrute und Pendel „unterirdische Kräfte“ aufzuspüren, reicht bis 6000 Jahr v. Chr. zurück. Auf alten Abbildungen begegnet uns immer wieder der Rutengänger. Er wurde im Bergbau, zur Wassersuche, aber auch zur Minensuche in Kriegszeiten eingesetzt. Ein chinesisches Edikt aus dem Jahre 2200 v. Chr. besagt, dass kein Haus gebaut werden durfte ohne vorherige Untersuchung des Bauplatzes durch Rutengänger, damals auch „Erdwahrsager“ genannt. Für Goethe war die Rute ein „magisches Reis“, das sich nur in der „fühlenden Hand“ bewegt.

Radiästheten beschäftigen sich mit dem Aufspüren und Untersuchen von diversen Störzonen der Erde. Dazu zählen:

  • Wasseradern – Strahlung, die über dem Verlauf unterirdischer Wasseradern entdeckt wurde.
  • Gitternetze wie „Curry-Netz“ oder „Hartmann-Netz“ , die sich um die ganze Erde spannen und besonders bei Kreuzungspunkten negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben sollen.
  • Verwerfung – Strahlung aus aufgerollten Erdschichten, die in den Eiszeiten entstanden sind.
  • Gesteinsbruch – Strahlung aus gegenseitig verschobenen Erdschichten mit unterschiedlicher Leitfähigkeit (z.B. wenn eine Sandschicht auf eine Schiefer-Schicht trifft).

Chinesische Astrologie

„Ba Zi“ ist ein Begriff der chinesischen Astrologie, die der Feng-Shui-Lehre sehr nah steht. Ihre Entwicklung verlief parallel zur Feng Shui. Oft waren es dieselben Meister und Praktiker, die beide Lehren beherrschten und ausübten. So ist es bis heute geblieben. Viele Feng-Shui-BeraterInnen studieren auch die chinesische Astrologie und binden sie in ihre Beratung mit ein. Die Abgrenzung der chinesischen Astrologie zu Feng Shui bleibt aber bestehen: Feng Shui deutet die Umgebung des Menschen und ihre Einflüsse. Die chinesische Astrologie deutet dagegen die Persönlichkeit und das Schicksal des Menschen selbst. Beide Lehren können sich, je nach Überzeugung der betroffenen Personen, gegenseitig gut ergänzen. Anderseits lassen sie sich mindestens genauso gut voneinander unabhängig anwenden.

Space Clearing

Der Begriff „Space Clearing“ hat sich als Oberbegriff für alle Arten von „energetischer Raumreinigung“ etabliert. Tatsächlich jedoch ist „Space Clearing“ die Bezeichnung einer zeremoniellen Reinigungsmethode, die Karen Kingston bereits 1978 beschrieben hat. In dieser spirituellen Methode werden verschiedene Techniken wie zum Beispiel das Räuchern von bestimmten Stoffen, das Klatschen oder die Verwendung von Glocken genutzt, um einen Raum energetisch zu reinigen. Welche „Energie“ dabei tatsächlich gemeint ist, das obliegt der Vorstellung des Anwenders.

Fazit:

Es gibt zwischen Himmel und Erde viel mehr als nur Feng Shui, um die Qualität der Räume in denen wir leben zu untersuchen und zu beeinflussen. Welche dieser Methoden angewendet werden, sollte stets der Bewohner/die Bewohnerin entscheiden. Sie/er handelt selbstverantwortlich und sollte keine Methode in Anspruch nehmen, die sich für sie/ihn nicht „gut anfühlt“. Gute Berater sorgen für die Transparenz der angewendeten Methoden und sind imstande ihre Grenzen und Anwendungsgebiete voneinander zu trennen. Sie beraten ihre Kunden immer ziel- und bedarfsgerecht.

Mit klaren Grüßen
Hedwig Seipel
Feng-Shui-Beraterin

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

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