Ordnung und Struktur versus schöpferische Freiheit

Viele Menschen fühlen sich nur dann wohl, wenn sie vorgegebenen Strukturen folgen können. Richtlinien und Bestimmungen sind jedoch das Gegenteil von Freiheit – bei Feng-Shui-Betrachtungen ebenso wie im Alltagsleben.

Foto: fotozyth / flickr CC BY 2.0
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Freiheitbestrebungen all over the world

Derzeit finden auf der ganzen Welt Freiheitsbewegungen statt. Viele Menschen fühlen sich übermäßig bevormundet, entmündigt, eingeschränkt und ihrer elementaren Selbstbestimmung beraubt. Es gibt jedoch auch viele Menschen, die durchaus glücklich sind über die neuen Regelungen. Sie finden es schön, dass sich jemand um ihre Sicherheit und Gesundheit kümmert. Sie fühlen sich unbeschwert und dankbar, weil sie keine Verantwortung übernehmen müssen. Alles, was sie glauben, denken und tun sollen, wird von den Leitmedien vorgegeben. Wir leben in einem Fürsorgestaat, meinen sie, und denken nichts Böses dabei.

Die Beliebtheit von Fengshui-Regeln

Obwohl fast jede/r Feng-Shui-Berater/in eine persönliche Methode entwickelt im Laufe der Praxisjahre, verlassen sich viele Kunden auf die vermeintlich strengen Richtlinien, ohne sie zu hinterfragen. Die diversen Harmonielehren nehmen fast den Rang von Glaubensbekenntnissen ein – ähnlich wie im Gesundheitswesen. In der Schulmedizin ist es absolut üblich, dass die Patienten ihren Ärzten hundertprozentig vertrauen und keine lästigen Fragen stellen, für deren Beantwortung keine Zeit vorgesehen ist. Wo käme man da hin, wenn ausgebildete Mediziner mit Laien diskutieren müssten? Wissen ist in all diesen Fällen eine sogenannte „Holschuld“. Wer etwas wissen möchte, kann nicht erwarten, dass er aufgeklärt wird von hilfsbereiten Mitmenschen, sondern er muss sich das Wissen eigenständig holen. Und zwar durch Internet-Recherchen, Austausch in speziellen Foren, Fachliteratur und eigene Expertisen.

Diskussionen sind meist überflüssig

Da Wissen eine Holschuld ist, macht es wenig Sinn, mit Menschen zu diskutieren, die bestimmte Informationen ablehnen. In einer freien Welt ist jede Information lediglich ein Angebot. Es gibt in der Regel niemanden, der eine Garantie für den Wahrheitsgehalt abgeben kann. Viele Menschen fühlen sich durch die oft widersprüchliche Flut an Informationen irritiert und verunsichert. In einer reglementierten Welt gibt es nur wahre und falsche Behauptungen. Daher muss man die vermeintlich falschen Behauptungen bekämpfen. Wenn etwas immer schon so war oder sich seit Generationen eingebürgert hat, dann darf nicht daran gerüttelt werden. Auch die Wissenschaft mit ihren Zahlenspielereien zählt zu den quasi-religiösen Fundamenten, auf denen das Weltbild eines angepassten Menschen aufbaut.

Wahrlich klug ist, wer weiß, dass er nichts weiß

Die Gesellschaft ist weltweit in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite steht eine konservative Masse, die davon ausgeht, dass alles in Ordnung ist. Auf der anderen Seite stehen die Freigeister, die alles hinterfragen und für möglich halten. Sie haben ihr festes Weltbild längst über Bord geworfen. Es gibt kein Wissen, das nicht erschütterlich wäre. Selbst, dass die Erde rund ist und dass wir vom Affen abstammen ist möglicherweise ein Irrtum. Oder eine bewusste Irreführung. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Wahrheitssuchenden und „Verschwörungstheoretikern“ ist, dass zweitere jemandem die Schuld geben an zahlreichen Fehlinformationen. Sie sprechen von Manipulation und Betrug. Sie unterstellen eine böswillige Absicht, das naive Volk zu verführen, zu täuschen und energetisch auszubeuten.

Foto: Ian Sane / flickr CC BY 2.0
Foto: Ian Sane / flickr CC BY 2.0

Freidenken macht Spaß – allerdings nicht jedem

Dass die Dinge vielleicht nicht so sind, wie wir Jahrhunderte lang geglaubt haben, ist ein gedanklicher Befreiungsakt, der zu einem Gefühl von Selbstermächtigung führt – und daher glücklich macht. Das Joch einer bestimmten Geschichtsschreibung, Wissenschaft, politischen Struktur, Religion und Gesellschaftsstruktur, kann jederzeit abgeworfen werden. Dieser „Aufwachprozess“ verläuft jedoch selten völlig schmerzfrei. Die Erkenntnis, dass man sich möglicherweise getäuscht hat, tut im ersten Moment weh. Man fühlt sich betrogen, verblendet, unterdrückt und dumm gehalten. Die Bezeichnung „sich täuschen“ deutet darauf hin, dass man nicht getäuscht wird, sondern sich selber täuscht. Und „sich“ (selbst) darüber ärgert, dass man so naiv war. Auf jeden Fall werden derzeit viele Menschen feststellen, dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, unsere Lebensumstände wahrzunehmen und einzuordnen. Das, was für den einzelnen richtig ist, ist weder bei Wikipedia noch bei den „Faktencheckern“ zu finden.

Conclusio

Das Streben nach Ordnung, Orientierung und Sicherheit gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Dennoch sollten wir im Rahmen dessen, was wir an Erschütterung ertragen können, nicht aufhören, die Dinge zu hinterfragen. In einer freien Welt gibt es keine Informationen, die zensiert werden müssen. Denn jeder hat die Wahl, für sich selbst zu entscheiden, ob sich etwas stimmig anfühlt oder nicht. Und falls sich eine Entscheidung als Fehler entpuppt, kann er sie am nächsten Tag ändern. Nichts ist in Stein gemeißelt – und das ist gut so. Wichtig ist, dass wir friedlich bleiben und lernen, trotz gravierenden Meinungsverschiedenheiten miteinander auszukommen.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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