Vermessen: Der weltweite Waldverlust

Rund 1,5 Millionen Quadratkilometer Wald sind der Welt seit Anfang dieses Jahrtausends verloren gegangen. Nun haben Wissenschaftler eine interaktive Weltkarte präsentiert, die die exakte Entwicklung des Waldbestands in allen Regionen der Erde darstellt. Der Wunsch der Forscher: Die Politik möge die detaillierten Informationen als Grundlage für wichtige Entscheidungen zu Umwelt- und Klimaschutz nehmen.

Entwicklung des weltweiten Waldbestands von 2000-2012
Entwicklung des weltweiten Waldbestands von 2000-2012 (Bildquelle: University of Maryland)

 

Alarmfarbe Rot

Für ihre interaktive Waldkarte haben Forscher der University of Maryland Aufnahmen des Satelliten Landsat mit der Rechenleistung der Google Earth Engine kombiniert. Das Ergebnis zeigt die Entwicklung des weltweiten Waldbestands seit dem Jahr 2000, lässt aber auch einen genauen Blick auf Länder, Regionen oder sogar lokale Gebiete zu. Wechselt die vorherrschende Farbe auf dem gewählten Kartenausschnitt von Grün zu Rot, ist dort in den vergangenen Jahren Wald im großen Maßstab verschwunden. Blaue Flecken auf der Karte bedeuten ein Mehr an Waldflächen, und in lilafarbenen Gebieten gab es im abgelaufenen Jahrzehnt sowohl Waldverluste als auch Zuwächse. Weitere Details wie zum Beispiel der jährliche Waldverlust sind per Mausklick darstellbar.

Wald als Klimaschützer

Waldgebiete erfüllen viele Funktionen. Sie dienen den Menschen der Erholung, sind Lebensraum für unzählige Arten und liefern auch den Rohstoff Holz. Vor allem aber sind Wälder große Kohlendioxidspeicher und damit wahre Klimaschützer. Der (noch) riesige Urwald des Amazonas etwa nimmt knapp ein Viertel aller Treibhausgase auf, die weltweit ausgestoßen werden. Wie Brasilien mit der illegalen Rodung im Amazonasgebiet umgeht, ist daher international von Bedeutung. In den vergangenen Jahren hat das Land einiges zum Schutz seines Regenwaldes getan und den illegalen Holzeinschlag unter Strafe gestellt. Doch seit dem Jahr 2012, als die Gesetze zum Schutz des Waldes gelockert wurden, nimmt das Abholzen wieder zu. Der Grund für die Rodung ist zumeist die Suche nach Rohstoffen.

Moratorium verhindert Rodung nicht

Rot dargestellt: Der Waldverlust zwischen 2000 und 2012 in Teilen Indonesiens
Rot dargestellt: Der Waldverlust zwischen 2000 und 2012 in Teilen Indonesiens
(Bildquelle: Hansen, Potapov, Moore, Hancher et al., 2013)

Dramatisch stellt sich die Entwicklung in Indonesien dar, besonders auf Sumatra. Die Farbe Rot dominiert dort auf der interaktiven Waldkarte. Seit dem Jahr 2000 sind enorme Regenwaldflächen verschwunden, jährlich sind es mehrere Tausend Quadratkilometer. In der Region muss der Wald vor allen Dingen deshalb weichen, weil der Anbau von Palmölplantagen ausgesprochen lukrativ ist. In Indonesien hielt der Abholzungstrend an – trotz des Moratoriums zum Schutz des Regenwaldes und des Torfmoorwaldes. Gerade das Roden der Torfmoorwälder ist besonders klimaschädlich. Denn nach dem Abholzen trocknet dieser Boden schnell aus und gerät in Brand. Dabei werden enorme Mengen an Kohlendioxid freigesetzt.

Händler in der Pflicht

Es sind solche illegal geschlagenen Hölzer, aber auch geschützte Holzarten, die weiterverarbeitet und weltweit vermarktet werden – versteckt im Holzspielzeug, in der Schrankwand oder im Musikinstrument. Für die Verbraucher war bisher kaum nachvollziehbar, welche Hölzer welcher Herkunft sich in den Produkten verbargen. Seit diesem Frühjahr gilt nun die Europäische Holzhandelsverordnung, die den Handel mit illegalem Holz verbietet. Die Verordnung, die in Deutschland mit dem Holzhandelssicherungsgesetz umgesetzt wird, nimmt die Händler in die Verantwortung. Sie müssen im Zweifel nachweisen, dass das von ihnen vertriebene Holz legal geschlagen wurde. Auch müssen die Händler Auskunft über die in den jeweiligen Produkten verwendeten Holzarten geben. Die Kontrolle liegt bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

Holzdetektive nehmen Holz unter der Lupe

Holzdetektive nehmen Holz unter die Lupe

 
Gibt es Zweifel an der verwendeten Holzart oder an der Holzherkunft, kommt das Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkunft ins Spiel. Wissenschaftler in dem Hamburger Kompetenzzentrum, das zum bundeseigenen Thünen-Institut gehört, gehen mit Lupe, Mikroskop und genetischen Tests zu Werke, um dem Holz auf die Spur zu kommen. Für Vergleiche können die Experten auf eine riesige Holzprobensammlung zurückgreifen. Diese Xylothek umfasst 37500 Muster und
50000 mikroskopische Präparate der verschiedensten Hölzer.

Im Kompetenzzentrum geht es nicht nur um illegale Hölzer, sondern auch um falsch deklarierte Produkte. Denn wenn sich statt des angegebenen hochwertigen Holzes ein billiges Austauschholz im Fensterrahmen verbirgt, ist das nicht ohne Weiteres zu erkennen. In solchen Fällen helfen die Experten des Kompetenzzentrums, und zwar nicht nur auf Veranlassung von Ämtern und Unternehmen. Auch Privatleute können in Hamburg ihre Holzproben auf Art und Herkunft untersuchen lassen. 82 Euro kostet die mikroskopische Holzartenbestimmung einer Massivholzprobe. 123 Euro werden fällig, um Hackschnitzel, Sperrholz oder Furniere untersuchen zu lassen. Auch aufwendigere genetische Tests sind möglich, um Holzart und -herkunft zu bestimmen. Das Kompetenzzentrum gibt zudem Auskunft zu Fragen rund um Nachhaltigkeit, illegalen Holzeinschlag und Zertifikate wie FSC oder PEFC.

Quellen:

Interaktive Welt-Waldkarte:

earthenginepartners.appspot.com – Global Forest Change

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Über Astrid Albrecht-Sierleja 152 Artikel
Astrid Albrecht-Sierleja verfügt als langjährige Malerin und Lackiererin über ausgesprochen praxisorientiertes Wissen und kennt als Produkt-Designerin die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten im Wohn- und Arbeitsbereich. Astrid erreicht ihr unter a.albrecht@everyday-feng-shui.de

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