Wetterfühligkeit kann vielleicht ganz nützlich sein. Wenn die juckende Narbe den anstehenden Wetterumschwung ankündigt, ist man immerhin frühzeitig informiert. Ist aber die Wetteränderung mit einem Migräneanfall verbunden, dann ist Wetterfühligkeit eine echte Qual.
Migräne: Rund 10% der Bevölkerung leiden unter dieser neurologischen Erkrankung (Foto: Ivan Hernández)
Wissenschaftlich bewiesen ist der Zusammenhang zwischen dem Wetter und der Migräne nicht. Eine Verbindung scheint zwar naheliegend, ist aber nicht abschließend geklärt. In Potsdam findet dazu in diesen Tagen ein Symposium der Deutschen Migräne-Liga statt. Für Betroffene ist sicherlich klar, dass das Wetter einen erheblichen Einfluss auf das Befinden hat. Wie aber sehen die Zusammenhänge tatsächlich aus?
Frauen sind häufiger betroffen
Generell werden weit mehr Frauen als Männer von Migräneanfällen geplagt. Schätzungen gehen davon aus, dass dies bis zu zehn Prozent der Männer und etwa 15 Prozent der Frauen betrifft. Mediziner haben festgestellt, dass das „Migränegehirn“ offenbar eine Besonderheit aufweist: Es kann sehr schlecht abschalten.
Das erscheint nachvollziehbar. Wenn das Gehirn pausenlos äußere Reize aufnimmt und verarbeitet, ohne ausreichend zur Ruhe zu kommen, gerät es irgendwann an seine Grenzen. Kein Wunder also, dass es schließlich zu schlimmen Kopfschmerzen kommt. Viele Migräneanfälle werden zudem von Sehstörungen und anderen Beeinträchtigungen der Sinne begleitet. Betroffene ziehen sich dann nach Möglichkeit in abgedunkelte Räume zurück. Denn alle äußeren Reize werden bei einer Migräneattacke zur Qual.
Migräne – Optimismus und was mir hilft
Wolkenbildung im Kopf
Wer von Migräne geplagt wird, ahnt meistens schon, wenn eine Attacke bevorsteht. Betroffene sprechen davon, dass sich im Kopf etwas zusammenbraut – ganz ähnlich wie beim heraufziehenden Gewitter. Da wäre sie also wieder, die Verbindung zum Wetter.
Ein Expertenteam der Hochschule Hof, der Universität Rostock sowie der Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein versucht seit einiger Zeit, der Migräne auf die Schliche zu kommen. Dabei geht es auch darum herauszufinden, welche Rolle das Wetter spielt. Die Forscher haben dazu im Internet einen Migräneradar eingerichtet, der Meldungen von Migränepatienten erfasst. Ein Ergebnis der ersten Auswertungen legt einen Zusammenhang zwischen Wetterwechsel und Migräneanfall nahe: Demnach nimmt die Anzahl der Attacken um 20 Prozent zu, wenn sich die Lufttemperatur um 5 Grad ändert.
Weitere Untersuchungen geplant
Allerdings ist die Datenlage noch unsicher, sodass die Forscher weitere Untersuchungen planen. Sie nehmen an, dass nicht alle Migränepatienten in gleicher Weise auf das Wetter reagieren. Vielmehr könnte es sein, dass nur eine bestimmte Gruppe von Menschen besonders sensibel mit Wetteränderungen umgeht.
Vorhersage für Migräne und anfallartige Kopfschmerzen in Berlin (Bildquelle: www.menschenswetter.de)
Die Internetseite Menschenswetter liefert Wettermeldungen und –vorhersagen für besonders wetterempfindliche Menschen. Hier finden sich übrigens nicht nur Angaben zur regionalen Migränewetterlage. Es gibt außerdem Hinweise zum Einfluss der aktuellen Wetterlage auf weitere gesundheitliche Bereiche wie Blutdruck, Asthma, Rheuma oder Schwindel.
Migränefalle Wochenende
Das „Migränegehirn“ mag offenbar keine Wetteränderungen. Aber auch Veränderungen in anderen Bereichen scheinen bei migräneanfälligen Menschen problematisch zu sein. So wird nicht selten auch der Wechsel von Alltag zum Wochenende zur Migränefalle. Ausgerechnet am Wochenende, wenn Erholung angesagt wäre, verhindert dann die Schmerzattacke die nötige Entspannung. Die Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft hat daher einen zunächst unangenehm anmutenden Tipp: Wer Migräne am Wochenende kennt, sollte sich auch an den freien Tagen den Wecker wie gewohnt stellen. So bleibt das Gehirn „im Trott“.
Allerdings ist anschließend Ausruhen oder Weiterschlafen durchaus erlaubt. Generell empfiehlt es sich für Migräneanfällige, regelmäßige Entspannungsübungen zu machen. Auch Ausdauersport wird empfohlen, um weniger empfindlich zu werden für äußere, nicht zu vermeidende Veränderungen wie zum Beispiel Wetterumschwünge.
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