Zusammen wohnen: Zu mir oder zu dir?

Wenn Paare sich finden, stellt sich irgendwann die Frage, ob man zusammenziehen möchte oder nicht. Und falls ja, wohin? Zu ihr, zu ihm oder in eine neue Bleibe? Es kommt wie so oft auf die Umstände und auf den Typ an. Symbiotisch-veranlagte Partner haben andere Bedürfnisse als ausgeprägte Individualisten, die am liebsten zwei verschiedene Wohnsitze teilen.  

wohnzimmer-artiger Bedroom, Foto (C) Emily May / flickr
wohnzimmer-artiger Bedroom, Foto (C) Emily May / flickr

Die Wohnung ist wie ein Selbstporträt und verrät viel über unsere persönlichen Vorlieben. Architektur ist nach der Kleidung die zweite materielle Hülle, die uns umgibt. Wenn wir jemanden in unseren privaten Raum lassen, erlauben wir ihm, unser Energiefeld zu beeinflussen. Wird keine gemeinsame neue Wohnung bezogen, ist derjenige im Vorteil, der seine Räume nun auch dem Partner zur Verfügung stellt. Denn der Zugezogene hatte bislang nur Gast-Rechte und muss sich nun als gleichberechtigter Partner emanzipieren. Naturgemäß ist die Einrichtung bereits weitgehend definiert und es lässt sich nicht mehr alles ändern. Es ist für den später hinzugekommenen Partner schwierig, seine Interessen voll einzubringen und die Wohnung so weit mitzugestalten, dass er sich damit identifizieren kann. Wenn einer zum anderen zieht, sollte man daher eine gründliche Neugestaltung ins Auge fassen. Ist dies nicht möglich, kann man sich so organisieren, dass jeder Partner für bestimmte Räume hauptverantwortlich ist und diese auch in Eigenregie verändern darf.

Man kann grundsätzlich zwischen 3 Paar-Typen unterscheiden

1) Symbiotische Paare machen alles gemeinsam und haben keine ausgeprägten Eigeninteressen. Sie passen sich gerne an, fühlen sich alleine nicht wohl.

2) Eine mittlere Nähe ist gegeben, wenn Partner sich gerne in Reichweite aufhalten, jedoch ohne direkten Kontakt. Jeder macht etwas anderes und bekommt die Tätigkeiten des anderen nur beiläufig mit. Jeder handelt weitgehend eigenverantwortlich und ohne Rücksprache. Man arrangiert sich nur, wenn es notwendig ist.

3) Zwei verbundene, aber eigenständige Menschen mit eigenem Reich und regelmäßigen Begegnungen.

Es kann auch sein, dass einer eher den Ton angibt und der andere sich anpasst. Manchmal ergibt sich diese Konstellation dadurch, dass ein Partner viel geerbt oder von den Eltern übernommen hat, während der andere wenig oder gar nichts in den gemeinsamen Haushalt mitbringt. Eine ähnliche Situation entsteht, wenn einer sehr gut verdient, der andere jedoch keinen Job hat oder nur ein geringfügiges Einkommen besitzt. Derjenige, der für die finanzielle Sicherheit sorgt, hat in der Regel auch das Sagen. Wenn Kinder den Betrieb der Eltern übernehmen, entsteht leicht eine Konflikt-Situation. Einerseits fühlen sie sich zu Dank verpflichtet, andererseits möchten sie nicht weiter auf die Interessen der Eltern Rücksicht nehmen, sondern ihre eigenen verfolgen. Die Eltern haben vielleicht eine teure Küche eingebaut, viel Eigenleistung erbracht oder Schulden hinterlassen. Diese Belastungen schränken die Freiheit sehr ein – und auch der Partner muss sich wohl oder übel anpassen. Wenn irgendwie möglich sollte man hier reinen Tisch machen und die Räume komplett renovieren, bevor man sie als Paar übernimmt. Möglichst mit veränderter Raum-Einteilung, damit die alten Gewohnheiten abgestreift werden können und ein neuer Geist wehen darf.

Fernbeziehungen

Fast jede Beziehung ist zu Beginn eine Fernbeziehung. Man kann aus diesem Manko auch eine Tugend machen und ein Leben mit zwei Wohnsitzen organisieren. Mal ist der eine ein paar Wochen oder Monate der Gast des anderen. Und dann wieder umgekehrt. Auf diese Weise kann man einander sehr nahe sein und trotz behält jeder sein eigenes Reich, in dem er alleine der Boss ist. Diese Variante ist vor allem für kinderlose und ältere Paare interessant, die sich die getrennten Haushalte und das Pendeln leisten können.

Ein breites Doppelbett, in dem auch Kinder noch Platz finden. Foto (C): Tim Crowe / flickr
Ein breites Doppelbett, in dem auch Kinder noch Platz finden. Foto (C): Tim Crowe / flickr

Zusammen oder getrennt schlafen?

In herkömmlichen Wohnungen ist für die Eltern nur ein Schlafzimmer vorgesehen und kein persönlicher Rückzugsraum. Symbiotisch veranlagte Paare mögen damit glücklich werden, aber je verschiedener die Partner sind, umso unbefriedigender ist diese Lösung. Mit zunehmendem Alter wächst der Wunsch nach Selbstverwirklichung, vor allem wenn die Kinder flügge werden. So kommt es, dass sich bei den über 50-Jährigen häufig einer der Partner ein ehemaliges Kinderzimmer schnappt und sein eigenes Reich errichtet. Und viele jüngere Paare ziehen erst gar nicht erst zusammen, solange keine Kinder vorhanden sind. Denn die ständige Nähe wirkt auf die Dauer nicht prickelnd. Dazu kommen unterschiedliche Schlafenszeiten und sonstige Gewohnheiten, die den Partner stören können. Wenn man auf niemanden Rücksicht nehmen muss, kann das Schlafzimmer viel mehr sein als nur ein abgedunkelter Nacht-Raum. Man kann hier auch lesen, telefonieren, essen, Musik hören, meditieren, schreiben, sich sportlich betätigen usw.. Bedrooms, die ausschließlich zum Schlafen benutzt werden, haben manchmal eine Ausstrahlung, die an leblose Friedhöfe erinnert. Wenn man nicht zur gleichen Zeit ins Bett geht und aufsteht, findet keine wache Begegnung statt. Es spricht also einiges dafür, jedem sein eigenes Reich zuzugestehen und das Bett nur dann zu teilen, wenn man wirklich Lust darauf hat.

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Arch. Dipl.Ing. Irmgard Brottrager, Ganzheitliche Architektur und Europäisches Fengshui in Graz.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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