Feng Shui: Das Geheimnis der Gesundheitsecke

In meinem Beitrag von letzter Woche haben Sie erfahren, dass die sogenannten „Feng Shui Ecken“, z.B. die Reichtumsecke oder die Partnerschaftsecke eine unzutreffende Vereinfachung des klassischen Feng Shui Wissens darstellen. Offen blieb die Frage, warum das Thema Gesundheit weder unter den „Ecken“, noch unter den Lebensthemen der Trigramme zu finden ist. Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach, nur kommt man vielleicht nicht sofort darauf.

Gesünder, fitter, entspannter - so wollen die meisten im neuen Jahr werden. Foto: istockphoto.com ©-Marko-Skrbic
Gesund, fit und entspannt – das wünschen wir uns. Aber kann dafür eine Ecke zuständig sein?
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Um die Antwort zu finden, helfen einige simple Fragen:

Wann sind wir gesund? – Wenn wir nicht krank sind.

Wann sind wir krank? – Wenn wir auf der physischen, physiologischen, psychischen, geistigen oder seelischen Ebene aus dem Gleichgewicht geraten sind.

Was bedeutet Heilen? – Heilen beginnt mit der Erkennung der Ursache der Krankheit und konzentriert sich auf die Wiederherstellung des Gleichgewichts auf der betroffenen Ebene.

Würden Sie den Antworten weitgehend zustimmen? Wenn ja, dann dürfte die letzte Frage auch nicht schwierig zu beantworten sein:

Kann Gesundheit als eigenständiges, für sich isoliertes Thema betrachtet werden?

Nein, und trotzdem versuchen wir es immer wieder zu tun, indem wir uns auf die Symptome, statt auf die Ursachen einer Krankheit fokussieren, und versuchen diese zu behandeln.

Die asiatische Lebensphilosophie, die sich sehr stark auf daoistische Prinzipien stützt, geht von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Sie ist die Grundlage, aus der sich sowohl Feng Shui als auch die Chinesische Heilkunde entwickelt haben. Im klassischen Lehrbuch Huang Di Nei Jing, dem Lehrbuch der physischen Medizin des gelben Kaisers, sind diese Grundlagen zusammengefasst.

Das oberste Naturprinzip, das Dao, erschafft eine polarisierte Welt, die durch das Yin und Yang zum Ausdruck kommt. Die Welt verändert sich ständig und diese Veränderung wird durch das Prinzip der fünf Wandlungsphasen beschrieben. Die Lebenskraft Qi, die allem innewohnt, und ihre Yin-Yang-Balance, ist für die physische und psychische Gesundheit verantwortlich.

Diese Ableitung macht deutlich, Gesundheit kann nicht an sich betrachtet werden, sondern ist das Ergebnis, die spürbare Folge, der Harmonie des Lebens.

Feng Shui beschäftigt sich mit der Harmonie des Lebensraumes. Dem zufolge kann auch die Gesundheit nicht nur einem definierten Bereich zugeordnet werden, sondern sie resultiert aus der Harmonie aller Lebensbereiche. Der Raum (Haus, Wohnung, Landschaft) ist gesund, wenn alle seine (Himmelsrichtungs)Bereiche sich im harmonischen Gleichgewicht befinden.

Deshalb gibt es die „Gesundheitsecke“ nicht und auch unter den Trigrammen ist nicht ein bestimmtes, sondern jedes Trigramm für die Gesundheit mitverantwortlich. Es würde gar nichts bringen, die Gesundheit in einem bestimmten Bereich der Wohnung unterstützen zu wollen, wenn in anderen Bereichen ungünstige Einflüsse nicht optimiert werden.

Fazit:

Die beste Unterstützung der Gesundheit über Feng Shui ist erreicht, wenn alle acht Himmelsrichtungsbereiche optimal gestaltet bzw. optimiert sind.

Wie die optimale Gestaltung aussieht, das hängt vom jeweiligen Objekt, von seinen Bewohnern und von der angewandten Methode ab. Entscheidend bleibt, dass wir uns um alle Bereiche kümmern und nicht nur einen oder einige wenige Bereiche auswählen.

Abschließend möchte ich noch einen geläufigen Irrtum ausräumen. Häufig wird die Gesundheit im Feng Shui dem Osten zugeordnet. Ich vermute, die Herleitung resultiert aus der Interpretation der Wandlungsphase Holz und der Bedeutung des Trigramms CHEN (ZHEN), die dem Osten zugeordnet werden. Die Wandlungsphase Holz steht unter anderem für Regeneration, Erneuerung, Geburt, Wachstum, Frische, Frühling, Morgen, Vitalität, Vision, Optimismus etc. Diese Entsprechungen fühlen sich sehr „gesund“ an.

Das Trigramm CHEN (ZHEN) repräsentiert in der konfuzianischen Familienstruktur – die nichts anderes ist als Abbild der typischen Rollen, die wir im Leben annehmen können – den ältesten Sohn. Seine Rolle und Bestimmung sind zukunftsorientiert, er kümmert sich um das Wohlwollen der künftigen Familie und ist ihr Stammhalter. Klar, man wünscht sich, dass er vor Gesundheit strotzt und kraftvoll vorwärts schaut.

Diese Interpretationen sind korrekt, daher ist auch die Zuordnung der Gesundheit zum Osten nicht falsch, jedoch irreführend. Es reicht nicht aus, sich um den Osten zu kümmern, wenn man die Gesundheit unterstützen möchte.

Vielmehr könnte man schauen, was im Osten los ist, wenn jemand plötzlich unter Zukunftsängsten leidet oder Angst hat, Verantwortung zu übernehmen. Ebenso kann der Osten im Spiel sein, wenn jemand funktionelle Probleme mit den Füßen (werden dem Trigramm CHEN zugeordnet) hat. Metaphorisch kann es auch das Leben auf „zu großem Fuß“ oder „den Boden unter den Füßen wegreißen“ bedeuten. Solche Situationen können auch ursächlich für gesundheitliche Probleme sein.

In meinem Feng Shui Seminar im Oktober, bei dem leider nur noch zwei Restplätze frei sind, werden wir uns sehr intensiv mit den Entsprechungen der Wandlungsphasen und der Trigramme im Kontext der Interpretation der „Fliegenden Sterne“ beschäftigen.

Ansonsten hoffe ich mit meinem Beitrag ein wenig zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Feng Shui und der Gesundheit beigetragen, und das Geheimnis um die „Ecken“ gelüftet zu haben.

Ich wünsche allen Lesern stets beste Gesundheit,

Hedwig Seipel
www.fengshui-classic.de

 

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

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