Herzensbeziehungen in der neuen Zeit

Ehen und Familien brechen auseinander, die Seitensprung-Agenturen boomen. Alles befindet sich im Wandel und jede Krise ist eine Chance. Ein Artikel über die wahre Liebe und deren Hindernisse.

Foto:  cognosce te ipsum, flickr / CC BY 2.0 DEED
Foto: cognosce te ipsum, flickr / CC BY 2.0 DEED

Wie schreibt man einen erfolgreichen Liebesroman?

Gibt es hierfür ein Rezept? Offenbar ja! Man nehme ein Paar, das für einander bestimmt ist, aber von typischen Hindernissen abgehalten wird. Im Laufe der Geschichte werden alle Hindernisse überwunden und das Paar findet zusammen. Da sich sehr viele Menschen mit den Hindernissen identifizieren können und nach einer Lösung sehnen, reagiert das Publikum ergriffen, gespannt und begeistert. Die typischen Hindernisse sind:

  • Eifersucht von dritten Personen: Expartner, Möchtegern-Partner, Eltern, Kinder, Geschwister oder andere Menschen, die Angst haben, Aufmerksamkeit oder Macht zu verlieren, wenn das Paar zusammenkommt, tun alles, um eine Liaison zu verhindern.
  • Finanzielle Interessen: Das Zusammenkommen der Liebenden würde sich geschäftsschädigend oder ruinös auswirken – zumindest scheint es so.
  • Scheinbar unvereinbare Lebensstile: Es treffen zwei Menschen aufeinander, die aus völlig unterschiedlichen Welten kommen und ihre Gemeinsamkeiten erst entdecken müssen. Idealerweise läuft es auf eine perfekte Ergänzung hinaus.
  • Einer oder beide Partner sind gebunden: Eine Trennung scheint unmöglich, aber wenn beide ehrlich sind, ist die Ehe nur noch Gewohnheit. Sehr selten besteht die Lösung darin, dass man mehr als nur einen Menschen lieben kann.
  • Missverständnisse, Versäumnisse, Pannen und Verwechslungen: Die Folgen von Irrtümern und falschen Interpretationen wirken oft jahrzehntelang nach. Doch irgendwann wird alles aufgeklärt.
  • Eine gewisse Engstirnigkeit, möglichst auf beiden Seiten, sorgt für Turbulenzen und dramatische Momente.
  • Die eigentliche Beziehung ist kein Thema. Der Roman ist zu Ende, wenn sich das Paar gefunden hat. Der Alltag ist kein Stoff, über den es sich zu schreiben lohnt.

Warum sind Liebesromane selten realistisch?

Es fängt schon damit an, dass es den perfekten Partner oder die ideale Ergänzung kaum gibt. Es läuft eher nach dem Motto: „Liebe dich selbst und ist es egal, wenn du heiratest“ (berühmter Buch-Titel von Eva-Maria Zurhorst). Man kann fast mit jedem Menschen eine harmonische Beziehung führen, wenn die Eigenliebe und die Eigen-Fürsorge stark genug sind, um glücklich zu sein. Es ist nicht wichtig, wie „gut“ der Partner ist, sondern wie sehr man täglich darauf achtet, ein gutes Leben zu führen. Idealerweise sollte man keinen Partner brauchen, um zufrieden zu sein. Gerade das Besitzergreifende, das mit Ringen und anderen Ketten-Symbolen, Verträgen und sprachlichen Regelungen angestrebt wird, ist eigentlich keine Liebe. Denn wahre Liebe will nicht fesseln, sondern lässt frei. Sie will auch keine Kompromisse und finanziellen Vorteile, sondern kann es aushalten, wenn man nicht alles gemeinsam macht und wenn auch noch andere Bezugspersonen vorhanden sind.

Bewusstes Kennenlernen

Äußerlichkeiten können viel über das Innenleben und die Schwingung eines Menschen aussagen, dennoch sind die „Eckdaten“, wie sie in einem typischen Lebenslauf vorkommen, wenig aussagekräftig, was das Wesen eines Menschen betrifft. Auch die momentane Situation kann ein untypischer Zufall sein, der nichts über das eigentliche Potential des Menschen verrät. Wer einen Partner sucht, will oft einen ganz neuen Lebensabschnitt starten, ein neues Kapitel aufschlagen oder unbekanntes Terrain betreten. Daher ist es bedeutungslos, was in der Vergangenheit war. Doch wie lernt man das WESEN eines Menschen kennen? Manchmal ist es besser, weniger zu reden als einander achtsam zu beobachten. Damit ist kein optisches Taxieren gemeint, sondern die Wahrnehmung, welche Gefühle, Gedanken, Werte, Belastungen, Bedürfnisse, Qualitäten und Defizite das Gegenüber ausstrahlt. Auf diese Weise kann von Anfang an mehr Nähe und Intimität entstehen als durch stundenlange Unterhaltung.

Lebensabschnitt-Partner und Polyamorie

Der Trend, dass junge Paare gar nicht oder erst bei der Familiengründung zusammenziehen, ist ein Merkmal der neuen Zeitqualität. Eine eigene Familie zu haben, ist nicht länger der einzige und lebenslange Zweck einer Beziehung. Moderne Beziehungen sind freier, offener und kompromissloser als das klassische Eheleben der Elterngeneration, wo die Phase der starken Anziehung allmählich in eine freundschaftliche Zweckgemeinschaft übergeht. Während die Eltern ihre Sehnsüchte in unehrlichen Seitensprüngen ausleben, sind die Kinder der neuen Zeit nicht mehr bereit, in langweiligen Ehe zu verharren und auf Erfahrungen mit einen zweiten oder dritten Partner zu verzichten. Sind die Kinder erwachsen oder zumindest aus dem Gröbsten raus, darf eine neue Liebesgeschichte beginnen.

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Über Johanna Fritz 133 Artikel
Johanna ist freiberufliche Grafik-Designerin und Künstlerin. Sie berät das Team von Everyday Feng Shui bei der Website-Gestaltung und unterstützt bei redaktionellen Themen rund ums Wohnen und Einrichten. Johanna ist unser "Stil-Guru" und ihr erreicht sie unter j.fritz@everyday-feng-shui.de

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